Ich werde sehr oft gefragt, wie viel ich denn jetzt wirklich in meinem Online-Business arbeite. Meine Antwort: Zwischen 25 und 80 Stunden die Woche: Je nachdem, wie wir „Arbeit“ definieren. Und hier sind wir schon am Knackpunkt, der das Online-Business stark von der konventionellen Festanstellung und auch von meiner früheren Selbständigkeit unterscheidet: Wie definieren wir eigentlich „Arbeitszeit“?

Arbeitszeit während meiner Festanstellung: Die klassische 40-Stunden-Woche

Früher, als ich fest angestellt war, hatte ich einen Vollzeit-Arbeitsvertrag über 40 Stunden. Meine Tätigkeit als Junior-Texterin hatte einen täglichen klar definierten Beginn (9 Uhr morgens) und ein nicht mehr so klar definiertes Ende (frühestens 18 Uhr). Abzüglich einer Mittagspause habe ich also 40 Stunden pro Woche in den Agenturen… nun ja: gesessen? Denn, ganz ehrlich, ich kann nicht jeden Werktag konsequent 8 Stunden produktiv sein und konzentriert arbeiten. Arbeit war damals also die Zeit, die ich in der Agentur verbracht habe, ganz egal, wie produktiv sie war.

Meine Arbeitszeit als Freelancerin: 30 Stunden die Woche (?)

2009 habe ich mich als Freelance-Texterin selbständig gemacht. Und da war sie wieder, die Frage nach der Arbeitszeit. Als Freelancerin habe ich Stunden abgerechnet und ich habe festgestellt: Ich war plötzlich viel produktiver als vorher – auch wenn ich pro Tag vielleicht „nur“ 3 oder 4 Stunden abgerechnet habe. Ich musste keine Stunden mehr absitzen, denn für die Agenturen lautet das Motto bei Freelancern: Time is Money! Schon damals ist mir aufgefallen, wie anders Festangestellte und Freelancer bei der Zeitfrage behandelt wurden: Als ich Freelancerin war, wurde mein unproduktives Rumsitzen um jeden Preis vermieden. Yeah :-D

Als Freelancerin habe ich, was die Stunden anging, weniger gearbeitet, als früher als Festangestellte. Oder… vielleicht doch nicht? Denn plötzlich musste ich mich um solche Dinge kümmern, wie Krankenversicherung und Steuern, das war vorher in meiner Festanstellung „all inclusive“. Als Freelancer war das aber jetzt plötzlich Teil meiner Arbeit, nur wurde ich dafür nicht bezahlt. Dennoch: Gefühlt habe ich als Selbständige weniger gearbeitet, vielleicht 30 Stunden die Woche. Aber was ist mit all den Fahrtzeiten? Früher bin ich fast täglich zu Agenturen in Stuttgart gefahren, manchmal auch zu zwei am Tag. Diese „tote Zeit“ summierte sich pro Tag schnell auf 2:30 Stunden Fahrzeit. Zähl das auch zur Arbeitszeit, auch wenn sie nicht bezahlt wird…? Gilt nur bezahlte Arbeit als Arbeitszeit?

Online-Business: Die genaue Arbeitszeit ist Definitionssache

Dann, 2018, habe ich mit meinem Online-Business angefangen. Anfangs habe ich sehr viel gearbeitet, denn ich war zeitgleich Freelancer, Dozentin und Online-Unternehmerin. DAS war wirklich ein Vollzeit-Job mit teilweise über 60 Stunden die Woche! 2020 habe ich mein Freelancing beendet und 2021 dann auch meine Dozententätigkeit und ZACK, hat sich meine Arbeitszeit deutlich reduziert. Um mit unserem Online-Business erfolgreich sein zu können, müssen wir delegieren: Wir machen vieles nicht mehr selbst, sondern übertragen viele To-Dos auf unser Team. Denn sonst gäbe es kein Vorankommen und wir könnten keinen Onlinekurs launchen und keine Challenge mit hunderten Menschen durchführen. Durch mein Team ist meine Arbeitsbelastung nochmal deutlich gesunken. Geschätzt liegt meine wöchentliche Arbeitszeit derzeit bei 25 Stunden die Woche. Das ist wohlgemerkt die Zeit, die ich am Laptop sitze. Aber was genau davon ist eigentlich richtige Arbeit? Und was ist mit der Zeit, die ich nicht am Schreibtisch sitze?

Laszlo und ich haben ein Familienbusiness. Wenn wir beim Abendessen eine Freebie-Idee besprechen, ist das Arbeit? Oder wenn ich beim Joggen Ideen wälze? Wenn ich blogge? Natürlich ist das Bloggen ein wichtiger Teil meines Business‘, ich mache ja schließlich Blogkurse. Aber: Das Bloggen habe ich als Funprojekt in 2005 gestartet und ich bin froh, mir diesen Spaß daran über all die Jahre erhalten zu haben. Ich zähle das Bloggen nicht zu meiner Arbeitszeit, ich mache das meistens „nebenher“. Das Bloggen hat keinen Timeslot in meinem Kalender. Es ist nach wie vor mein Hobby.

Meine Arbeitszeit als Online-Unternehmerin schwankt sehr stark

Es gibt sehr intensive Wochen in meinem Onlinebusiness, in denen ich viel arbeite: Das ist gerade im Dezember/Januar der Fall und immer, wenn wir einen neuen Kurs starten. Da sitze ich schon mal tagelang von morgens bis abends am Laptop und brüte über Workbooks, Landingpages und Salesmails. Als ich in 2018 meinen allerersten Onlinekurs gelauncht und durchgeführt habe, habe ich gefühlt 8 Wochen lang den ganzen Tag gearbeitet (ich war in der Zeit auch „nebenher“ noch als Freelancerin tätig). So eine starke Schwankung in meiner Arbeitszeit kenne ich weder aus meiner Zeit als Festangestellte noch aus meinen Freelancer-Jahren.

Trotz dieser Schwankungen ist das Tolle in meinem Online-Business: Ich kann viele Dinge wiederholen. Das ist eine immense Erleichterung, denn wenn ich erst mal einen Prototypen erstellt habe (wie z. B. eine Challenge), kann ich immer wieder darauf aufbauen und es optimieren. Als Festangestellte oder Dienstleisterin konnte ich nichts wiederholen, da war jede Idee und jedes Konzept von null auf komplett neue Hand- und Denkarbeit. Als Texter können wir ein Konzept ja nicht mehrfach verkaufen ;-)

Mittlerweile ist meine Arbeitsbelastung mit meinem Onlinebusiness gesunken, an normalen Tagen arbeite ich ca. 4-5 Stunden. Mein intensivster Arbeitstag ist immer der Montag, da präsentiere ich in The Content Society unsere unverbindliche Blogempfehlungen der Woche. Wenn parallel dazu The Blog Bang läuft (unser Blog-Einsteiger-Kurs), können es auch mal 6 oder 7 Stunden Arbeitszeit pro Montag sein. Dafür ist dann der Dienstag oft total entspannt. Meine Blogartikel schreibe ich oft am Wochenende, manchmal auch auf meinem Handy, während ich unterwegs bin.

Grundsätzlich fühlt sich Arbeit in meinem Onlinebusiness anders an als Arbeit als Freelancerin. Und auch ganz anders als damals als Festangestellte. Heute ist Arbeit weniger anstrengend. Ich mache viel mehr strategische Denkarbeit, die oft auf den ersten Blick nichts Handfestes produziert, nach außen hin nicht als Arbeit sichtbar ist und sich auch nicht wie Arbeit anfühlt. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen – genauso wie der für Festangestellte und oft auch für Dienstleister typische Drang, diese zwei Sphären genau auseinander halten zu wollen. Deshalb bin ich regelmäßig irritiert, wenn mich jemand fragt, wie viel ich in meinem Business arbeite :-D