Mit diesem Spruch unterschreibe ich seit einigen Monaten meinen Newsletter. Er ist unser Motto in meinen Blogkursen The Blog Bang und The Content Society. Er steht sogar schon seit einer kleinen Ewigkeit in meiner Instagram-Bio. Aber erst letzte Woche habe ich den Spruch „Blog like nobody’s reading!“ zu meinem Claim gemacht. Jetzt steht er prominent auf meiner Startseite. Endlich. Denn ich muss gestehen: Ich konnte mich schwer von meinem letzten Claim trennen: „Geboren, um Geschichten zu schreiben.“ Diesen früheren Claim hatte ich von 2018 bis genau zum 22. September 2021, als mir einfach klar wurde: Er passt nicht mehr und ich muss ihn wie einen alten, zu engen Mantel an die Es-war-einmal-Garderobe der Vergangenheit hängen. Geboren um Geschichten zu schreiben ist ein Claim für eine Texterin, für eine Storytellerin. Und das bin ich auf eine gewisse Weise nicht mehr. Im Frühjahr 2021 habe ich meinen letzten, langjährigen und liebgewonnenen Unternehmenskunden gekündigt und damit meine Freelancer-Tätigkeit beendet. Heute bin ich Unternehmerin und Bloggerin, ich texte und storytelle nur noch für mich selbst. Die mit meinem letzten Claim verknüpfte Geschichte, dass meine Deutschnoten in der Schule so mies waren und ich trotzdem eine awardprämierte Texterin geworden bin, ist heute nicht mehr die Geschichte, die ich so prominent auf die Bühne meiner eigenen Lebensgeschichte erzählen möchte.

Vorher: Ich trete unter meinem Künstlernamen „Sympatexter“ auf. Mein Claim hieß „Geboren, um Geschichten zu schreiben“. In Island wurde mir klar: Ich schreibe nicht mehr, ich bin keine Texterin mehr, sondern: Ich blogge. „Geboren, um Geschichten zu schreiben“ ist ein Claim für mein Freelancer- und Texterinnen-Ich. Aber er passt nicht mehr zu meinem Unterrnehmerinnen-Ich.
Da ist er, mein neuer Claim: „Blog like nobody’s reading!“ Und dazu gibt es auch gleich ein neues Logo: Dort steht jetzt mein richtiger Name und nicht mehr mein Künstlername Sympatexter. Auch das ist eine strategische Änderung, die erst mal in meinem Kopf reifen musste.

Was bedeutet „Blog like nobody’s reading“?

Dieser kurze Satz steht für eine große Haltung.

Machen wir uns frei von Keywordrecherchen, SEO und der Frage: „Was wollen die Leute auf meinem Blog eigentlich lesen?“

Welche Themen bleiben, wenn wir sie uns nicht von außen diktieren lassen? Und welche Themen eröffnen sich erst, wenn wir uns vom Außen emanzipieren? Was, wenn es uns egal ist, was andere von unseren Blogartikeln halten? Wenn wir einfach selbstbewusst das bloggen, was uns selbst interessiert? Würde das nicht alles verändern? Das würde den Druck von unseren Schultern nehmen, immer möglichst nützliche und lange Expertenartikel zu schreiben, die möglichst gut bei Google ranken. Das würde die Möglichkeit eröffnen, auch persönliche Blogartikel zu schreiben. Und damit viel mehr Abwechslung, Nähe und Wow in unseren Blog zu bringen? Das würde dazu führen, dass uns das Bloggen wieder einen Riesenspaß macht. Und da ist es wieder, dieses Kribbeln in den Fingern, wie damals, bei unseren allerersten Blogartikeln.

„Blog like nobody’s reading“ ist wie „Just do it“ für Blogger! Es ist die selbstbewusste Haltung der dynamischen Bloggerin, die genau weiß: Wenn ich über Themen blogge, die mich selbst interessieren und bewegen, werde ich garantiert eine große und loyale Leserschaft aufbauen. Denn es gibt viele, die sich für unsere Themen interessieren und die keine Lust auf öde Keywordschlachten haben. Die authentische, mit Verve geschriebene und manchmal auch unfertige Texte lesen wollen. Texte, in denen wir uns verletzlich zeigen und auch mal Schattenseiten thematisieren. Texte, in denen wir klare Kante zeigen und so richtig auf die Kacke hauen. Texte, die Spaß machen und die nicht fürs Google-Ranking geschrieben wurden. Das alles bedeutet „Blog like nobody’s reading“ für mich.

Denn genau so habe ich 2005 das Bloggen angefangen: Es war mir egal, was andere darüber denken würden, ich habe einfach gebloggt. An manchen Tagen auch zwei oder drei Blogartikel, über 30 pro Monat. Einfach raus damit, zackzack, ohne auf Besucherzahlen, Keywords oder Statistiken zu schielen. Als ich mich 2009 selbständig gemacht habe und dann doch mal angefangen habe, mir darüber Gedanken zu machen, was denn meine Leserr:innen gerne von mir lesen wollen und ob ich diesen oder jenen Text wirklich veröffentlichen sollte und ob ich mich jetzt nicht ein bisschen professioneller im Internet zeigen sollte, ist mein persönliche Super-GAU passiert: Ich habe mit dem Bloggen aufgehört. Denn mit all diesen Fragen (was wollen die Leute lesen? Interessiert sie das, was ich hier schreibe? Ist das jetzt so richtig professionell, was ich hier mache? Müsste ich nicht mehr auf Keywords und SEO setzen?) haben sich die Zweifel in meinem Kopf eingeschlichen. Und diese Zweifel haben mich blockiert. Sie haben mir die Freude am Bloggen geraubt. Heute nenne ich diese Zweifel Content-Ängst. Und ich weiß genau, was dagegen hilft: Blog like nobody’s reading!

Alle, die durch den Prozess der Claim-Findung gegangen sind, wissen, wie intensiv dieser Prozess sein kann. Und welche Erleichterung es ist, wenn wir ihn dann gefunden haben, diesen einen Satz, der perfekt ausdrückt, für was wir in unserem Business stehen und was uns ausmacht. Und den wir dann voller Energie und Überzeugung in die Welt hinaustragen. Und ja, ich weiß: Dieser Claim passt perfekt für mein Business – und für mein Ich, das ich in den letzten Monaten geworden bin. Und er wird mich garantiert für die nächsten Jahre begleiten.

Eine neue Claim-Liebe ist wie ein neues Leben

Keine Ahnung, warum mir gerade ausgerechnet dieses Lied zu meinem neuen Claim einfällt 😄 Der Sänger Jürgen Marcus fragt am Anfang von „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“:

Wie war das noch gestern?
Wer war ich noch gestern?

Ich werfe einen kurzen Blick in mein Gestern und vergleiche das mit meinem Heute und spüre: Ja, mein heutiges Ich fühlt sich viel stimmiger an. In diesem Jahr und besonders im August und September hat sich meine Marke stark verändert:

  • Mit The Content Society habe ich im Januar 2021 meinen Fokus klar auf das Bloggen gelegt. In meinem Onlinekurs von 2020, er hieß damals noch Sympatexter Academy, haben wir Webseitentexte geschrieben, den Newsletter aufgesetzt, Claims entwickelt und, ganz nebenbei, auch noch gebloggt. Es gab damals keinen klaren Fokus, was mich selbst immer ganz unruhig gemacht hat, denn ich habe mich immer gefragt: Was für ein Kurs ist die Sympatexter Academy eigentlich? Diese Frage stelle ich mir bei The Content Society nicht mehr.
  • Die „Erfindung“ der dynamischen Bloggerin im Frühling 2021.
  • Die Geburt des Purpose Bloggings jetzt ganz frisch im September 2021: Mein Ansatz für das persönliche Businessblogging, das uns und damit auch die Welt verändert. Und das den Blog-Horizont für leidenschaftsgetriebene Unternehmer/innen stark erweitert, weil es den Fokus wegnimmt von SEO, Keywords und dem Bloggen als Akquisetool und ihn dorthin legt, wo ihn Frauen wie ich haben wollen: Auf unsere Botschaft und auf uns als Marke und Mensch.
  • The Content Society als Motor für dein Blogbusiness. Während alle um mich herum von Businessblogs reden, habe ich immer gespürt: Ein Businessblog ist mir zu wenig. Also drehe ich das Konzept herum: Ich blogge nicht für mein Business, sondern: Mein Blog ist mein Business. Mit der richtigen Strategie kann unser Blog der Motor für unser gesamtes Business werden, ganz egal, ob wir Coach, Fotografin, Ernährungsexpertin, Hundetrainerin oder z. B. Karriereberaterin sind.

Bei mir dreht sich jetzt alles ums Bloggen. Das ist eine große Veränderung in meinem Business. Mir war klar, dass sich auch irgendwann mein Claim ändern und das widerspiegeln muss. Also: Statt „Geboren, um Geschichten zu schreiben“ heißt jetzt mein Motto, mein Urschrei, mein Claim: Blog like nobody’s reading.

Wann muss ein neuer Claim her?

In den letzten Monate habe ich die strategische Neuausrichtung meines Unternehmens durchgemacht und dann meinen Claim an diese neue Ausrichtung angepasst. Bei meinem letzten Claim in 2018 („Geboren, um Geschichten zu schreiben“) war das ähnlich: Nach einer strategischen Neuausrichtung (mein Start ins Abenteuer Onlinebusiness im Januar 2018) habe ich gewusst: Mein Claim muss das abbilden. Mit einem Claim reagieren wir auf große Umwälzungen im unserem Business und stellen unser neues, heutiges Ich dar. Ein guter Claim spricht unserer Zielgruppe aus dem Herzen, sie erkennt sich darin wieder. Zugleich ist ein starker Claim auch ein Versprechen für unsere Zukunft, eine in Worte gefasste Mission für das, was kommt. Ein guter Claim ist im besten Fall eine self fulfilling Prophecy, eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, eine Vorhersage, die ihre Erfüllung selbst bewirkt. Wenn diese Vorhersage eingetroffen ist oder wir bzw. unser Business sich stark verändert haben, ist es an der Zeit, den Claim zu überdenken. Das heißt nicht, dass wir ihn dann unbedingt ändern müssen. Es gibt viele langlebige Claims, die Bestand haben:

  • Just do it (Nike, 1988)
  • Red Bull verleiht Flügel (Mitte der 1980er Jahre)
  • Freude am Fahren (BMW, Mitte der 1930er Jahre)
  • Haribo macht Kinder froh und Erwachsene ebenso (seit den 1930ern bzw. 1960ern)
  • Weil ich es mir wert bin (L’Oréal, 1970)
  • Dahinter steckt ein kluger Kopf (FAZ, seit 1960)

Wenn wir aber spüren: unser Claim wird uns oder unserem Business, unserer Mission oder unserer Marke nicht mehr gerecht: Dann müssen wir einen neuen entwickeln.

Du suchst deinen Claim? Mein Tipp: Meistens gibt es unseren Claim schon irgendwo auf unserer Webseite oder in unseren Mails, Präsentationen und Texten. Vielleicht haben wir einen Satz, den wir oft sagen. Irgendwo haben wir oft schon den einen Spruch, der genau jetzt perfekt zu unserem Business passt. Eine gute Fundgrube für unseren Claim dafür sind unsere Über-mich-Seite und unsere Mails bzw. Newsletter (welche Abschiedsfloskel benutzt du dort?). Es ist oft ein Satz, der uns seit langem begleitet, den wir aber bisher nie als Claim erkannt haben.

Genau so wie „Blog like nobody’s reading“ bei mir.