Ganz gleich, ob Anschreiben, Blogartikel oder Bachelor-Thesis: häufig wissen Leute nicht, wie sie ihren Text anfangen sollen. Und das blockiert sie dann dermaßen, dass sie überhaupt nicht mit dem Schreiben anfangen.

Braindumping: Brain (Gehirn) + Dumping (abladen)

Braindumping ist bei fast jeder kreativen Aufgabe die Methode meiner Wahl: dabei kippe ich alles, was mir zu meinem Text im Kopf herumfährt, ungeordnet in ein Dokument. Das hat zwei große Vorteile:

  • ich umgehe das Problem, dass ich noch keinen passenden Einstieg habe und komme trotzdem ins Machen
  • ich kippe alle Ideen, Ansätze und halbgaren Formulierungen, die mir zur Aufgabe einfallen, in ein Dokument und muss nicht mehr befürchten, die Hälfte zu vergessen während ich über einen guten Einstieg brüte

Ein Problem, das mir bei Gesprächen über das Texten/Schreiben sehr häufig begegnet, ist, dass die Leute alles der Reihe nach schreiben möchten. Also z.B. bei einer Pressemitteilung mit der Headline anfangen, dann mit dem Lead weitermachen, bevor sie zum Einstieg und zum Haupttext übergehen. Und wenn sie dabei schon bei der Headline ins Stocken geraten, kommen sie erst gar nicht zum Rest. Die Folge: massive Aufschieberitis. Braindumping ist dabei eine sehr elegante Methode, die Angst vor dem weißen Blatt zu besiegen.

So gehst du bei Braindumping vor:

  1. Du bekommst die Aufgabenstellung und schreibst sofort mit. Ich z.B. habe im Job immer ein Notizbuch dabei, in das ich die Aufgabe und dazu passende Stichworte und Ideen sofort notiere
  2. Du setzst dich an den Rechner und schreibst alles zu deiner Aufgabe runter. Aber Vorsicht: wähle das passende Medium für deine Aufgabe! Bei einfachen und kurzen Texten wie z.B. einer Pressemitteilung oder einem Anschreiben reicht für das Braindumping ein Textverarbeitungsprogramm wie Word. Bei längeren Texten wie z.B. einer Kurzgeschichte, einem Handbuch, einer Thesis oder einem umfangreichen Angebot benötigst du eine Mindmap
  3. Fang beim Runterschreiben als erstes mit deinen Aufschrieben an. Dann gehts weiter mit allem, was dir noch zu deiner Aufgabe einfällt. Schreib dabei alles vollkommen ungeordnet herunter, wie dir die Inhalte einfallen. Nach jedem Stichwort oder Halbsatz machst du einen Absatz. Dinge wie Formatierung, Rechtschreibung oder sauber ausformulierte Sätze sind in diesem Stadium egal. Was hier zählt, ist die Quantität!
  4. Bist du sicher, dass du alles runtergeschrieben hast? Nimm dir für die erste Runde 15 Minuten vor, die du intensiv nutzst. Dabei solltest du versuchen, die ganze Zeit zu tippen. Nach dieser ersten Runde machst du eine kurze Pause (max. 15 Minuten) und gehst weg vom Rechner/Laptop. Nach der Pause schreibst du wieder für 15 Minuten alles herunter, was dir in der Zwischenzeit eingefallen ist. Ich nenne das die 3×15-Methode.
  5. Speichere das Dokument und schließe es. Befasse dich den restlichen Tag über mit anderen Aufgaben und schlaf einmal drüber. Am nächsten Tag öffnest du als Allererstes dieses Dokument und schreibst weitere Stichworte unsortiert herunter, die dir seit gestern eingefallen sind
  6. Dann fängst du an, das Dokument zu ordnen: copy&paste ähnliche Passagen und Inhalte zueinander. Füge Zwischenüberschriften ein. Lösche Dopplungen. Formuliere Stichworte zu ganzen Sätzen und Absätzen aus. Diese Inhalte verschiebst du dann wieder dahin, wo sie inhaltlich hinpassen. So wird dein Dokument langsam aber sicher kürzer und länger zugleich – die Anzahl der Absätze reduziert sich während die Anzahl der Zeichen steigt
  7. Wenn dein Textkörper einigermaßen fertig ist, ist es an der Zeit, sich eine Headline und eine Einleitung (und ggf. eine Lead) auszudenken. Das Tolle an Braindumping ist, dass sich beim Auffüllen des Textkörpers (Schritt 6) schon viele Ideen für die Einleitung und die Headline ergeben
  8. Wenn du an einem Punkt (z.B. bei der Headline) nicht weiterkommst, machst du an einem anderen Punkt weiter (z.B. beim Einstieg). So springst du in dem Dokument hin und her und bauest es kreuz und quer Stück für Stück auf
  9. Wenn du bei einem Punkt partout nicht weiterkommst, verschwende keine Zeit damit, ratlos vor dem Computer zu sitzen. Befasse dich eine Stunde mit einem anderen Thema und nimm dir dann dein Braindumping-Dokument wieder vor. Wenn das auch nicht klappt, gilt: nochmal drüber schlafen
  10. Wenn sich dein Text fertig anfühlt, lasse ihn für einige Stunden ruhen. Sofern du keinen starken Zeitdruck hast, empfiehlt es sich, nochmal drüber zu schlafen. Nach dieser Pause hast du wieder einen frischen Blick und kannst dich an das Finetuning machen.

Fertig!

10 Punkte klingen auf den ersten Blick nach wahnsinnig viel. In der Realität ist Braindumping die meiner Meinung nach einfachste und schnellste Methode, um mit dem Schreiben anzufangen und Ideen einfach mal zu sammeln – trotz ein bis drei mal drüber schlafen ;-D – denn letztendlich schreibt man nur eine relativ kurze Zeit.

Braindumping ist auch das Erste, das ich mit meinen Kunden im Rahmen der Creative-Co-Creation mache – einfach mal alles unzensiert und unsortiert aus dem Gehirn kippen! Sortieren, wegstreichen und ausformulieren kann man später immer noch – aber das Anfangen sollte man nicht auf später verschieben!

Bei Braindumping gilt: Quantität ist dein Freund und aus dem anfänglichen Wortchaos erwächst sehr schnell ein sauber strukturierter Text. Also, los geht’s! Just du…mp it!