Damit unsere Blog-Motivation auf hohem Niveau bleibt, ist es wichtig, dass wir uns klarwerden, welche Rolle unser Blog in unserem Business spielt. Wenn wir das für uns geklärt haben, ergeben sich die Themen oft automatisch. Die Frage „Was soll ich bloggen?“ ist für mich das Symptom, dass jemand sich über die Rolle seines Blogs nicht im Klaren ist.

Die große Frage lautet: Hast du einen Businessblog oder ein Blogbusiness? Dass das überhaupt die wesentliche Frage ist, wurde mir persönlich erst in den letzten Wochen klar, als ich mir im Zuge meines eigenen Relaunches immer wieder selbst die Frage gestellt habe: Was für eine Art Blog führe ich eigentlich? Ist es wirklich ein Businessblog? Und irgendwann war mir klar, dass meine Antwort auf diese Frage NEIN lautet.

In dieser Infografik habe ich die wesentlichen Unterschiede zwischen einem Businessblog und einem Blogbusiness aufgeführt:

Businessblog oder Blogbusiness? Viele kleine Unterschiede machen den großen Unterschied.
Businessblog oder Blogbusiness: Viele kleine Unterschiede machen den großen Unterschied.

Es gibt so viele Unterschiede zwischen einem Businessblog und einem Blogbusiness: Alleine schon deine Antwort auf die Frage „Was war zuerst da? Dein Business oder dein Blog?“ ist ein klarer Gradmesser, ob du ein Businessblog oder ein Blogbusiness hast.

Die Merkmale eines Businessblogs

Beim Businessblog steht das Business im Vordergrund. In den meisten Fällen haben Businessbloger mit dem Bloggen angefangen, nachdem sie sich selbständig gemacht haben – als Unterstützung für ihr Marketing. Ihr Blog ist eines von mehreren Marketingtools und meist spielen Soziale Medien wie z. B. Facebook und Instagram eine größere Rolle im Marketing. Vielen Businessbloggern fällt das Bloggen am Anfang schwer, aber sie wissen, dass es ihrem Ranking und ihrer Sichtbarkeit sehr nützt – also machen sie es. Diese extrinsische Motivation macht das Bloggen zu einer Pflicht. Viele Businessblogger bezeichnen das Bloggen daher auch nicht als ihre liebste Marketing-Aktivität und bloggen dementsprechend selten: ungefähr 1 bis 2 mal im Monat. Obwohl sie bloggen, fühlen sie sich oft nicht als richtige Blogger.

Selbständige, die ein Businessblog führen, nutzen ihr Blog oft, um als Expertin für ihr Thema sichtbar zu werden und 1:1-Projekte und Coachingaufträge zu generieren. Sie bloggen oft mit einem starken Fokus auf SEO. Denn, klar, der Content, der zweimal pro Monat auf der Webseite erscheint, soll möglichst gut gefunden werden. Die Themen im Businessblog ergeben sich direkt aus der Arbeit. Meistens sind es zeitlose, nützliche und SEO-relevante Expertenartikel wie z. B. Anleitungen, Erklärungen, Definitionen, Checklisten usw. – also klassische „Zustimm-Artikel“. Das bedeutet, dass die Leser dem Inhalt grundsätzlich zustimmen und ihn nützlich finden – aber oft nicht kommentieren. Denn Zustimmung wird seltener in Form eines Kommentars ausgedrückt als wenn z. B. jemand eine andere Meinung hat. Und eine nützliche Anleitung bietet eben oft wenig Raum für die eigene Meinung – im Gegensatz zu einer Kolumne oder zu einem Meinungsartikel. Aufgrund der Themenwahl von Businessblogs sind Kommentare und intensive Gespräche rund um die Blogartikel, sowohl auf dem Blog selbst als auch in den Sozialen Medien, eher selten. Dieses fehlende Feedback sowie die extrinsische Blog-Motivation führen dazu, dass sich Businessblogger gerade am Anfang sehr oft diese beiden Fragen stellen:

  • Was soll ich bloggen?
  • Interessiert das überhaupt jemanden?

Persönliche Themen und eine klare Meinung sparen Businessblogger meistens aus. Sobald eine Unternehmerin jedoch persönliche Themen aufgreift und anfängt, häufiger zu bloggen, entwickelt sich ihr Businessblog oft allmählich zum Blogbusiness.

Kennzeichen eines Blogbusiness‘

Unternehmer mit einem Blogbusiness bezeichnen sich ganz natürlich als Blogger, denn es entspricht ihrem Selbstverständnis. Bloggen ist ihr Hobby und ihre Leidenschaft. Bei vielen Menschen mit einem Blogbusiness war der Blog vor dem Business da (es gibt aber auch zahlreiche Businessblogger, deren Blog sich zu einem Blogbusiness entwickelt hat). Aus dem Hobbyprojekt Blog kristallisiert sich dann das Business z. B. als Coach, Berater, Expertin, Speaker oder Autorin heraus. Im Gegensatz zu den Businessbloggern, bei denen der Content aus der Arbeit heraus entsteht, ergibt sich bei Menschen mit einem Blogbusiness die Arbeit aus dem Content.

Beispiele für Menschen mit einem Blogbusiness sind Dirk von Gehlen, Franziska Bluhm (die es sogar auf die Spitze treibt, nur noch per Newsletter zu bloggen. Sehr lesenswert, check it out!) und Seth Godin. Das Business von Leuten mit einem Blogbusiness ist direkt verwoben mit dem selbst erschaffenen Content – und die Sache mit dem Content geht bei diesen Menschen Schlag auf Schlag. So wie z. B. bei Seth Godin, der seit Jahren täglich einen Blogartikel veröffentlicht.

Eines der wesentlichen Kennzeichen eines Blogbusiness ist die Themenvielfalt: Neben beruflichen Themen wird oft auch über persönliche Themen gebloggt. Unternehmer mit einem Blogbusiness scheuen sich auch nicht davor, ihre Meinung kundzutun und auch mal über unbequeme Themen zu bloggen. Da das Blog in einem Blogbusiness vor allem auf der eigenen Leidenschaft fußt, bloggen Leute mit einem Blogbusiness über Themen, die sie intensiv beschäftigen und spannend finden. Sie schreiben über dies und das – oft mit einem weichen Fokus auf ein übergeordnetes Thema wie z. B. Christine Finke über das Thema Alleinerziehende. Sie fragen sich nicht, ob andere Leute das auch interessant finden könnten, sondern setzen selbstbewusst Themen und regen Diskussionen an.

Menschen mit einem Blogbusiness generieren ihre Einnahmen oft durch das Schreiben und Sprechen. Wenn sie Projekte durchführen, dann oft nicht mehr 1:1, wo sie also mit Einzelkunden arbeiten, sondern in Form von 1:many: Sie machen z. B. Kurse, sind Speaker oder Autor. Fun Fact: Seth Godin hat bisher schon 19 Bestseller veröffentlicht. Menschen mit einem Blogbusiness schreiben und bloggen aus Leidenschaft und sie können von ihrem Blog leben. Das bedeutet nicht, dass sie ihre Blogartikel direkt monetarisieren (das verstehen ja viele Menschen unter „ich kann von meinem Blog leben“), sondern dass sie über ihren Blog Aufträge, Auftritte, Kooperationen und Autorenverträge generieren. Durch die schiere Menge an Content sind sie SEO-Schwergewichte und entwickeln sich schnell zur Personenmarke. Früher oder später haben Leute mit einem Blogbusiness aufgrund der riesigen Mengen an Content, die sie produzieren, eine derart große Sichtbarkeit und Sogwirkung, dass es keinen Weg mehr an ihnen vorbei gibt. Ab einem gewissen Level folgen Auftritte in Podcasts, reichweitenstarken Blogs, Magazinen und TV, was die Sichtbarkeit und Sogwirkung vergrößert.

Ein Newsletter ergänzt das Blogbusiness ganz oft auf organische Weise: Es ist der nächste logische Schritt, um mit den Lesern in Kontakt zu bleiben. Denn aufgrund der vielen Blogartikel und zig Kommentare sowie wegen der vielen Themen, die sich im einem Blogbusiness die Klinke in die Hand geben, deaktivieren viele Autoren die Kommentarfunktion: Sie wissen, sie würden die Übersicht verlieren und sich in Diskussion aufreiben. Und all das würde ihnen die Zeit und Muße rauben, um neuen Content zu generieren.

Warum du für dich selbst unbedingt wissen musst, welche Art von Blog du hast

Businessblog oder Blogbusiness – ist das nicht nur eine Sache der Formulierung? Eine Frage von Nuancen?

Nein.

Die Art deines Blogs hat gravierende Auswirkungen auf deine Webseite. Wenn deine Webseite z. B. für ein Businessblog optimiert ist, du weißt schon, mit dem üblichen Headerbild auf der Starseite, deinem Elevator Pitch, deinen 3 Angeboten und den drei angeteaserten Blogartikeln, aber du eigentlich ein Blogbusiness hast, dann wirst du schnell die Lust am Bloggen verlieren. Du wirst das Gefühl haben, dass irgendwas an deinem Blog nicht so richtig passt – aber was? Ich konnte auch lange den Finger nicht auf die Wunde legen und wusste nicht, was genau mich an meiner Webseite stört. Aber ich wusste, dass ich in einem Korsett gefangen war und dass meine Webseite meine hohe Blogfrequenz und meine Themen nicht so richtig abgebildet hat.

Auf der anderen Seite: Wenn deine Webseite für ein Blogbusiness geschaffen ist aber du eigentlich ein Businessblog führst, wirst du vielleicht deine Blog-Lust verlieren, weil du nicht die nötige Blog-Frequenz aufbringen kannst/willst, um deine Seite lebendig zu halten. Ein Blogbusiness lebt von einem hohen Content-Output.

Die richtige Art von Blog für sich zu finden und die Webseite entsprechend anzupassen, ist wie ein Befreiungsschlag.

Der Unterschied zwischen einem Businessblog und Blogbusiness – dargestellt anhand meiner eigenen Webseite

Meine Webseite bis Juli 2020: ein klassisches Businessblog. Das ist der Aufbau, den sehr viele Webseiten haben: Oben das Headerbild, dann ein Elevator Pitch. Darunter die drei Produkte (es sind fast immer 3 Produkte. Achte mal drauf!). Irgendwo auf der Seite werden einige Blogartikel angeteasert. Normalerweise sind es 3 Blogartikel, die kurz angerissen werden. Ich habe vor meinem Relaunch auf meiner Webseite 12 Blogartikel angeteasert, was schon als sehr viel galt. Sehr viele Businessblogger zeigen auf ihrer Startseite gar keine Blogartikel. Um die Blogartikel lesen zu können, muss man oben in der Navi auf „Blog“ klicken. Die Hauptrolle auf der Startseite eines Businessblogs spielt der statische Content (die Webseitentexte). Der dynamische Content (die Blogartikel) nimmt auf der Startseite oft weniger als 50 % des Raums ein.

Businessblog: Im Vordergrund stehen meine Expertise und meine Angebote.

Meine Webseite ab Juli 2020: Eindeutig ein Blogbusiness. Die Startseite besteht fast ausschließlich aus dem Blog und der Content steht im Vordergrund. Statische Texte sind fast nur noch über die Navigation zu erreichen

Blogbusiness: Auf der Startseite steht der Blog im Vordergrund.

Businessblog oder Blogbusiness: welche Art ist besser?

Es kommt darauf an. Natürlich hat ein Blogbusiness viele Vorteile – es ist aber nichts, das man jemandem verordnen kann. Die Art deines Blogs muss zu deiner Blog-Persönlichkeit passen. Wenn du als Selbständige gerade erst mit dem Bloggen startest und noch nicht so recht weißt, in welche Richtung es gehen soll, setze erst mal ein Businessblog auf. Von dort kann sich dein Blog zu einem Blogbusiness entwickeln. Die meisten Unternehmer sind mit einem Businessblog bestens bedient und sollten sich auch nicht dem Druck aussetzen, öfter als 2 mal pro Monat zu bloggen. Dieser Druck könnte nämlich genau das Gegenteil bewirken: du verlierst vollends deine Blog-Motivation und dein Blog schläft ein.

Alle Selbständige, denen allerdings der Finger nach mehr Content juckt, sollten sich ihre eigene Webseite anschauen und sich überlegen, ihren Blog in den Vordergrund zu rücken und ihre Blogfrequenz zu erhöhen. Wenn du für ein Thema brennst und das Bloggen für dich kein Akquise-Tool mehr ist, sondern eine Leidenschaft, machst du den Weg für ganz neue Perspektiven frei. Dann ist es für dich an der Zeit, frei und wild zu bloggen.