Am 25. April 2022 hat Evelyn Steindor-Schmidt, Paarcoach, Bloggerin und Teilnehmerin meines Blogkurses „The Content Society“, ein Facebook-Posting gemacht, in dem sie gefragt hat: Welche Erfahrungen hast du in deinen Coaching-Ausbildungen gemacht? Ich habe darunter zwei lange Kommentare hinterlassen und ich teile sie hier, weil ich das für so unglaublich wichtig halte. Denn: Viele Einsteiger ins Online-Business machen leider einen fatalen Fehler, der sie sehr viel Geld und Nerven kostet: Sie starten, indem sie gleich ein Hochpreis-Coaching buchen. Diese Entscheidung führt nur in den seltensten Fällen zum Erfolg und kann sogar Existenzen ruinieren.

Eines vorneweg: Ich habe keine Coaching-Ausbildung und das ist auch nicht mein Ziel. Ich nehme seit Januar 2018 am Online-Business-Coaching namens SOMBA von meinem Coach Sigrun teil. Ich habe mittlerweile also fast 4,5 Jahre Erfahrung in diesem Business. Während meines Online-Business-Abenteuers habe ich sehr viel gelernt und meine wichtigsten Learnings möchte ich mit Online-Business-Einsteigern teilen, damit sie eine gute Entscheidung für ihren Coaching-Weg treffen können.

Problem Nr. 1: Wenn Online-Business-Coaches Anfängern Programme verkaufen, die für Fortgeschrittene gedacht sind

Eines der größten Probleme, die ich im Onlinebusiness sehe: manche Onlinebusiness-Coaches verkaufen Anfängern hochpreisige Programme, die eigentlich für Fortgeschrittene sind. Das sind dann z. B. Coachings zur Generierung von passivem Einkommen oder der Aufbau eines Buch-Funnels (dazu unten mehr). Das ist ein „Recipe for Disaster“: In so einer Konstellation sind die Kunden technisch und strategisch komplett überfordert. Das Scheitern der Kunden hat dann nichts mit Faulheit oder fehlendem Willen zu tun, sondern damit, dass die Grundlagenarbeit fehlt: keine E-Mail-Liste, keine Webseite, keine Reichweite auf Social Media. Oft fehlt sogar noch das Business-Thema, das Angebot und eine erste Positionierung.

Problem Nr. 2: Viele Kunden tun sich schwer damit, wieder ein Anfänger zu sein

Als Anfänger im Onlinebusiness sollten wir sehr ehrlich mit uns selbst sein und uns unseren Anfängerstatus auch zugestehen. Mir fiel das auch schwer, ich war doch schließlich offline eine sehr erfolgreiche, ja sogar awardprämierte Werbetexterin. Im Onlinebusiness fangen wir aber oft wieder bei null an: Null E-Mail-Abonnenten, null Reichweite, null digitale Angebote, null Blogartikel. Das ist eine harte Erkenntnis für Leute, die sich offline etwas Tolles aufgebaut haben und erfolgreich sind. Und genau hier klaffen unser eigenes Selbstbild und die Realität oft auseinander: Sie sehen sich online schon viel weiter, als sie es tatsächlich sind, weil sie eben offline schon so erfolgreich sind. Deshalb sind sie oft so empfänglich für Aussagen wie „die Abkürzung in dein erfolgreiches Online-Business“ oder „Fast Track for your business“.

Kommt es zu einem Informationsgespräch, bei dem der potenzielle Kunde seine Situation darlegt und daraus ganz klar hervorgeht, dass er Anfänger ist (dafür reicht ja der schnelle Blick auf ein paar Kennzahlen wie Listengröße und Online-Umsatz), liegt es in der Verantwortung des Coaches zu sagen: „Du bist noch zu sehr am Anfang, dieses Programm/Coaching ist aktuell nicht das Richtige für dich.“ Denn im Gegensatz zum Kunden hat der Coach die nötige Erfahrung, um die Situation richtig einzuschätzen. Leider passiert es immer wieder, dass Coaches für ihre Hochpreis-Programme keine Mindestanforderungen setzen. So ziehen sie Anfänger an, die in diesen Programmen mit hoher Wahrscheinlichkeit verzweifeln.

Recipe for Disaster: Wenn unser Selbstbild und gierige Coaches aufeinanderprallen und wir die Grundlagen überspringen wollen

Als Anfänger, die bei null starten, sollten wir nie, wirklich NIE in ein Hochpreis-Coaching investieren. Ein Hochpreis-Coaching ist für mich alles, was aufs Jahr hochgerechnet fünfstellig wird. Am Anfang ist ein Gruppenkurs zu empfehlen, der für eine höchstens mittlere vierstellige Summe die Grundlagen eines Online-Business legt.

Zu diesen Grundlagen gehört:

  • die Technik, wie z. B. der Setup unseres Newsletters
  • der Listenaufbau auf mindestens 100 Abonnenten
  • eine erste Version unserer Webseite (in diesem Stadium noch ohne schickes Logo und ohne fancy Webseitendesign, das kann alles später kommen)
  • Content. Die einfachste Möglichkeit, Content zu erstellen, ist in Form eines Blogs (das ist viel weniger komplex als ein Podcast oder Videos und wird mit Suchmaschinen auch besser gefunden)
  • unsere Social-Media-Präsenzen aufbauen
  • die Routine zu entwickeln, Videos und Lives zu machen (in den meisten Fällen gilt: Ein Online-Business geht mit vielen Videos einher)
  • unsere erste Antwort auf die Frage „für was will ich stehen?“ finden
  • wir sollten unsere Haltung in einem ersten Claim ausdrücken
  • wir sollten Klarheit finden: Wer ist mein Idealkunde? Welche Art von Content liegt mir? Wie will ich arbeiten? Was will ich überhaupt anbieten?

All das sind Grundlagen, die wir legen sollten, bevor wir so richtig ins Online-Business starten! Wer diese Grundlagen nicht legt, kommt schnell ins Stolpern!

Bei der Klarheit gibt es keine Abkürzung

Klarheit kommt durchs Machen und durch die Auseinandersetzung mit unseren ersten Interessenten und Kunden. Klarheit ist ein Prozess und eine Entwicklung. Die fehlende Klarheit macht vielen Menschen zu schaffen: sie drehen sich jahrelang im Kreis und leiden darunter, haben das Gefühl, ihre wertvolle Zeit zu verschwenden und sehen andere, die viel schneller vorankommen. Leider ist dieses Gedanken-Karussell das perfekte Einfallstor für unseriöse Coaches. Denen zum Opfer zu fallen, kann jedem passieren – gerade den Menschen mit einer top Ausbildung und großem Offline-Erfolg.

Beispiel für einen problematischen Einstieg ins Online-Business: der Buch-Funnel

Immer wieder sehe ich Einsteiger, die mit ihrem Online-Business bei null stehen, sich aber gleich für ein Programm entscheiden, bei dem es darum geht, das eigene Buch zu schreiben Denn, klar, die Versprechungen sind verlockend: Was alles möglich ist, wenn man erst mal ein tolles Buch geschrieben hat! Das Renommeé, das Standing! Kunden auf Auto(r)pilot, so ganz ohne aktive Akquise! Und ja, ein Buch ist toll, gerade für erfahrene Coaches, Experten und Berater!

Aber: Ein Buch ist kein Projekt für den Anfang, denn dafür ist es viel zu komplex. Für ein Buch brauchen wir sehr viel Klarheit und Erfahrung – und reine Offline-Erfahrung reicht dafür meistens nicht aus. Denn, was viele vergessen: Um ein Buch zu schreiben, brauchen wir nicht nur unser Wissen, sondern auch Schreiberfahrung. Die können wir sehr gut durch das Bloggen und das regelmäßige Verschicken unseres eigenen Newsletters sammeln. Wer diese Schritte überspringt, kommt ins Stocken und weiß oft gar nicht, woran es liegt. Bei der Suche nach der Ursache heißt es dann oft fälschlicherweise: „Es liegt an deinem Mindset!“. Ein Buch ist purer Content – wer also vorher schon Content durch das Bloggen produziert hat, ist klar im Vorteil. Ein Buch-Funnel ist so komplex, dass Anfänger damit oft heillos überfordert sind. Zudem fehlen ihnen oft die Grundlagen, um diesen Funnel auch wirklich nutzen zu können: Mangelnde Reichweite, um das Buch zu promoten und eine fehlende Webseite, um nur zwei zu nennen. Von einem Buch profitieren vor allem fortgeschrittene Unternehmer:innen.

Bei meinem eigenen Online-Coach Sigrun steht das Buch nicht umsonst auf der höchsten Stufe der insgesamt 7 Business-Stufen. Ich selbst komme jetzt nach fast 4,5 Jahren im Online-Business in die Phase, in der ich vom Veröffentlichen eines Buches profitieren würde. Sigrun hat auch noch kein Buch, dabei ist sie seit fast 10 Jahren im Online-Business und macht Millionen-Umsätze pro Jahr.

You are not a special snowflake

Neben der Angst davor, mit unserem Online-Business wieder bei null zu starten, gibt es noch eine zweite „Einflugschneise“ für Hochpreis-Coachings: Unser Glaube, dass wir ein ganz besonderes Business hätten und wir deshalb schon von Anfang an eine intensive 1:1-Betreuung benötigen. Also die Überzeugung, wir seien eine ganz besondere Schneeflocke unter vielen tausend anderen Schneeflocken. Aber die Wahrheit ist: Unser Business ist höchstwahrscheinlich nicht besonders. Und obwohl das am Ego vieler Menschen kratzen dürfte, weil sie sich als etwas Besonderes betrachten, ist das tatsächlich eine gute Nachricht!

Mittlerweile glaube ich, dass eine individuelle und intensive Betreuung am Anfang meistens gar nicht nötig ist. Wir brauchen ganz am Anfang keinen extra für uns konzipierten Plan. Was wir am Anfang brauchen, sind Klassiker von der Stange und keine teuren Maßanzüge: Eine Webseite, Content und eine E-Mail-Liste braucht wahrscheinlich jeder, der mit seinem Online-Business startet. Hier können wir die Grundlagen relativ schnell und günstig legen, z. B. mit vergleichsweise günstigen Gruppenkursen zwischen 2.000 und 5.000 Euro oder sogar „nur“ mit Selbstlernerkursen für ein paar hundert Euro, je nachdem, wie technisch affin wir sind. Klar, das ist immer noch viel Geld – aber verglichen mit einem Hochpreis-Coaching ist das günstig.

Fakt ist: Die allermeisten von uns haben KEIN spezielles Business. Die Fragen, die wir haben, haben vor uns schon tausende Menschen gestellt. Das spezielle kommt erst später im Business, wenn die Grundlagen gelegt sind. Dann sind wir bereit dazu, uns wie Stammzellen auszudifferenzieren. Grundlagen sind generisch, der Aufbau kann dann speziell sein. Erst in einem fortgeschrittenen Stadium profitieren wir von einem Hochpreis-Coaching oder von einer Mastermind. Solche Angebote machen nur für erfahrene Unternehmer Sinn, die die technischen Hürden aus dem Weg geräumt haben und bei denen dann strategische Fragen im Vordergrund stehen.

Welche Art von Coaching sich am Anfang deines Online-Business wirklich lohnt

Ein Coaching am Anfang deines Online-Business-Abenteuers macht Sinn, um dich ins Tun zu bringen und um die schnelle Umsetzung zu garantieren. Um dir deine blockierenden Glaubenssätze aus dem Hirn zu pusten. Aber: Auch hier überschätzen sich viele Einsteiger und denken, dass sie das ja viel schneller alleine hinbekommen und wollen kein Geld für ein Coaching ausgeben. Das Ergebnis: sie kommen nicht ins Tun, weil irgendeine technische Frage dazwischengekommen ist oder weil sie z. B. die eine perfekte Freebie-Idee suchen und wegen ihres Perfektionismus nicht in die Umsetzung kommen. Ein Coach ist dann eher Mindset-Umbauer als konzeptioneller/strategischer Denker 🙂 Meiner Erfahrung nach profitieren Einsteiger v. a. von einem Gruppencoaching, wo sie in einer Kohorte die gleichen Schritte durchlaufen und zeitgleich auf ein großes Ziel hinarbeiten, wie z. B. den Start ihres Blogs oder den Launch des eigenen Onlinekurses.

Gruppencoachings haben oft den negativen Ruf, dass man da nur eine Nummer unter vielen sei. Aber hier gilt: It’s not a Bug, it’s a Feature! Gruppencoachings sind viel günstiger als eine 1:1-Betreuung, zudem profitieren wir in der Gruppe davon, dass wir auch von den anderen Teilnehmern lernen. Ich persönlich habe als Teilnehmerin mit Gruppenkurse sehr gute Erfahrungen gemacht. Und selbst wenn unsere Erfahrungen nicht so positiv sind: Aufgrund des vergleichsweise günstigen Preises von ca. 2.000 bis 5.000 Euro können wir das finanziell und psychisch viel besser verkraften, als wenn wir ein 15.000-Coaching in den Sand setzen.

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Blog-KPIs, schön und gut. Aber du hast nicht mal eine Idee, was du bloggen könntest? Ich habe da ein paar Vorschläge! ;-)

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