Annegret alias GretelNiemeyer hat auf Instagram zum Them Füllwörter gefragt:

Kennt ihr das? Sobald Emotionen im Spiel sind, regnet es oft nur so vor Füllwörtern. Ich habe mich erschrocken, wie oft ich „unglaublich“, „mega“ oder „unfassbar“ verwende, weil ich meine, die Emotion so besser transportieren zu können. Aber dadurch kommen mir meine eigenen Texte oft austauschbar und laberig vor. Ab heute werden diese 3 Worte also nur noch im „Ernstfall“ ausgepackt und ich werde auch nicht durch Synonyme cheaten. Hoffe ich zumindest.
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Mich würde mal interessieren, wie Judith von @sympatexter, die Wortfindungs-Queen*, das sieht.

Sympatexter-Strategien gegen Füllwörter

Das hier habe ich Gretel auf ihr Posting kommentiert:

Wir selbst gehen mit unseren eigenen Texten oft viel härter ins Gericht als unsere Leser :-) die finden unsere Texte oft besser als wir.
Was tun bei Mega-itis? Analysiere deine eigenen Texte, welche Formulierungen du besonders häufig nutzt. Und wo diese Nutzung die Grenze zwischen „ist halt mein Stil“ zum Overkill überquert. Ich zB fange gerne nach einer Aufzählung den nächsten Satz ist mit „Und“ an, um das letzte Element besonders stark zu betonen. Oder ich mache einen Gedankenstrich, um im Satz eine Pointe zu machen.
Ich schreibe meine Texte dann trotzdem einfach erst mal runter und scanne danach nach solchen Formulierungen, um sie ggf. umzuschreiben. Das Plugin Yoast SEO findet solche häufig verwendeten Formulierungen sehr zuverlässig und markiert sie auch noch für einen! :-) Viel schlimmere Füllwörter finde ich:
– denn
– eigentlich
– desweiteren (kriegt ein Doppelbuh)
Eine andere Strategie, stark zu schreiben, ist: Schreibe wie du dich in jener Situation gefühlt hast. Und wo in deinem Körper war diese Emotion? Dann benutzt man wahrscheinlich schon automatisch weniger „unglaublich“ und „mega“. Andererseits: „mega“ nutze ich auch oft, wenn ich schreibe wie ich rede. Was dann ja wieder eine andere Art der Schreibe ist als wenn man einen Rückblick bzw. eine Nacherzählung einer gewissen Situationen macht. Es kommt halt immer darauf an :-)

5 Tipp, wie du Füllwörter vermeidest und knackiger formulierst

Was mir natürlich erst nach meinem Kommentar bei Instagram eingefallen ist:

  1. Hätte, könnte, würde. Eventuell können gewisse Dinge zu Effekten führen. Oder führen sie zu Effekten? Anstatt zu schreiben „Du kannst Füllwörter vermeiden, indem…“ schreibe doch einfach „Du vermeidest Füllwörter, indem…“. Juhu, ein Wort gespart! Ich weiß, dass viele sich mit absoluten Aussagen schwertun und deshalb oft „kann/können“ verwenden. Das entkräftet aber unsere Aussagen. Und deshalb sollten wir kann/können nur einsetzen, wenn es wirklich notwendig ist. Scanne deine Texte nach „kann“, „können“ und „könnte“.
  2. „Füllwörter werden vermieden, indem…“ Nach drei solcher Sätze bin ich eingeschlafen. Benutze eine aktive Formulierung, das macht deine Texte automatisch kürzer. Scanne also deine Texte einfach nach „werden“ und „wird“, um Passivkonstruktionen aufzuspüren. Das ist übrigens auch ein Ratschlag, den ich regelmäßig meinen Studenten gebe. Denn irgendwie glauben viele, dass solche Passivkonstruktionen besonders eloquent klingen.
  3. Ganz wichtig: scanne deine Texte auch nach „man“ und benutze (dort, wo „man“ nicht unbedingt notwendig ist) eine Ich-Formulierung. Dein Text-Geschmeidigkeits-Index steigt dann sofort!
  4. Was auch noch gegen Füllwörter hilft: Schlafe über deinen Text und lese ihn am nächsten Tag mit frischen Augen. Dann fallen mir viele Kleinigkeiten auf, die ich gleich wegkorrigiere. Alleine schon diese kleinen Korrekturen heben den Text aufs nächste Level. Ich nenne es: den Frische-Augen-Effekt. Um ihn auszunutzen, versuche ich bei Freelance-Projekten, mindestens eine Nacht zwischen Schreiben und Deadline zu haben. Von Listen mit x Füllwörtern, die man in seinen Texten schon von vornherein gar nicht benutzen sollte, halte ich persönlich nichts. Denn ein „eigentlich“ gilt zwar als Füllwort, kann aber, richtig eingesetzt, eine starke Wirkung haben.
  5. FleschReadingEase: Das ist eine Metrik, die anzeigt, wie lesbar unser Text ist (so plusminus). Dieses Tool ist beim Yoast SEO Plugin inklusive. Ich empfehle dir, einfach mal jeden Blogartikel abzuchecken: erreicht er einen Flesch-Reading-Ease von mindestens 60? Dieser Text hier erreicht übrigens 61,1 (ich tendiere zu langen Sätzen). Wenn nein: kürzen, streichen, umformulieren bis der Index auf grün umspringt. Das ist mit der beste Füllwörter-Killer :-D

*danke dafür ♥