Millionen Kreative kennen das Phänomen, dass sie während der Arbeit mit rauchendem Kopf auf die Toilette gehen und mit einer spontanen Wow-Idee herauskommen. Der Geistesblitz beim Toilettengang, Duschen oder Wäscheaufhängen ist kreativer Alltag. Mich „erwischt“ es besonders oft beim Autofahren.

Die gute Nachricht: Diese spontanen Ideen sind keine Glückstreffer, sondern das Ergebnis einer Kreativitätstechnik – die viele Kreativen bereits unbewusst einsetzen. Mit einfachen Mitteln können wir diese Technik zu quasi-automatische Ideengenerierung einsetzen und die Wahrscheinlichkeit, solche Geistesblitze zu haben, deutlich erhöhen. Ich nenne diese Kreativitätstechnik den kreativen Autopiloten (kA).

Die richtige Aufgabe für den kreativen Autopiloten

Ideal für den kreativen Autopiloten sind Aufgaben ohne harte Deadline. Unter Zeitdruck empfehlen sich andere Kreativitätstechniken, die auf die jeweilige Aufgabe maßgeschneidert sind – das ist der kreative Autopilot als unspezifische Kreativitätstechnik nicht. Der kA funktioniert nicht, wenn man die Kreativpistole auf die Brust gesetzt bekommt, denn der Kopf braucht Zeit, um die Frage im Kopf zu wälzen und den Input zu rekombinieren. Der Komplexitätsgrad der Aufgabe ist egal, wichtig ist nur, dass die Aufgabe konkret formuliert ist. Ideal für den kreativen Autpiloten sind Aufgaben wie z.B.:

  • das Finden einer Masterthesis-Fragestellung in den Ferien vor dem Master-Semester
  • das Entwickeln einer Content-Idee für den eigenen Auftritt bei Facebook, Instagram usw.
  • das Finden einer neuen Marktnische, Produktidee, Geschäftsidee usw.
  • ich erfinde meine Wörter des Tages ganz oft per kreativem Autopiloten

Sofort anfangen und Input aufnehmen

Ideen auf Autopilot zu generieren, braucht Zeit. Deshalb lohnt es sich, sofort anzufangen. Du hast ein Briefing? Dann lese es dir jetzt durch, fang jetzt mit der Recherche an, notiere dir jetzt deine ersten Fragen und Ideen. Je früher du dich selbst mit den passenden Informationen fütterst, umso länger kann dein Kopf damit arbeiten. Damit ist der kreative Autopilot die ideale Kreativitätstechnik für Faule, denn wer früher anfängt, kann sich länger zurücklehnen und den Kopf im Hintergrund arbeiten lassen.

Geh weg vom Schreibtisch und lass deine Gedanken abschweifen

Der kreative Autopilot schaltet sich ein, sobald wir gebrieft sind, die Gedanken abschweifen und wir uns vollkommen ungezwungen mit der Aufgabe beschäftigen können. Wichtig beim Abschweifen ist es, dass wir unsere Gedanken regelmäßig zur Aufgabenstellung zurückholen – aber eben ungezwungen. Es ist ein lässiges Brüten über eine Aufgabe, ähnlich einer Meditation. Am besten funktioniert diese Methode…

  • bei repetitiven Tätigkeiten, die unseren Kopf nicht intellektuell fordern (Wäsche aufhängen, aufräumen, joggen)
  • wenn wir Dinge machen, die mit dem Briefing bzw. unserer Arbeit überhaupt nichts zu tun haben
  • wenn wir nicht an unserem Arbeitsplatz sind. Wie z.B. bei einem Klogang, beim Duschen, bei einer langen Fahrt über die Autobahn, beim Staubsaugen, Aufhängen der Wäsche usw.

Warum macht das kreativer? Wenn wir nicht am Arbeitsplatz sitzen, wechseln wir unsere Perspektive. Und wir fühlen uns nicht durch Kollegen oder Vorgesetzte beobachtet und können unsere Gedanken problemlos abschweifen lassen, ohne uns gleich den Vorwurf des Gedankenabschweifens anhören zu müssen.

Ideen sofort festhalten

Hat der Geistesblitz eingeschlagen, gilt es, die Idee sofort festzuhalten, sonst verflüchtigt sie sich wieder mit hoher Wahrscheinlichkeit. Aber du sitzst nicht vor deinem Rechner, sondern auf der Toilette? Dann gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • nimm immer ein kleines Notizbuch inkl. Stift mit, das klein genug ist für deine Hosentasche
  • nutze dein Smartphone als Notizbuch bzw. Diktiergerät

Was tun, wenn man gerade kein Notizbuch oder Handy zur Hand hat? Wenn uns eine Idee einfällt und wir z.B. gerade mit 160 km/h über die Autobahn rasen?

  • die Idee laut aussprechen (kann auf einer öffentlichen Toilette sehr lustig werden)
  • die Idee in Gedanken abtippen, ggf. die Finger dabei leicht mitbewegen (funktioniert bei mir einwandfrei, so kann ich mir für einige Stunden sehr viele Dinge merken)
  • eine Assoziation bilden mit etwas, das du in dem Moment siehst: Verkehrsschild, Auto-Kennzeichen, Werbeplakat usw. Jedesmal wenn du in Zukunft wieder an dieser Stelle vorbeikommst, wird dir deine Idee wieder einfallen
  • ein Objekt an eine untypische Stelle ablegen. Mein häufigstes Beispiel dafür ist der nächtliche Geistesblitz: wenn du mitten in der Nacht aufwachst und dein Handy zum Notieren deiner Idee nicht griffbereit ist, dann wirf dein Kissen vor die Tür. Am nächsten Morgen fragst du dich zunächst, was das Kissen dort soll. Und dann, zack, fällt dir deine Idee wieder ein. Dann solltest du sie sofort aufschreiben (außer, deine Idee ist bei Tageslicht betrachtet doch nicht so weltbewegend, wie sie dir in der Nacht noch vorgekommen ist)

Der große Vorteil des kreativen Autopiloten ist, dass sie auch außerhalb unserer Arbeitszeit für uns arbeitet. Sie frisst keine gedanklichen Kapazitäten und kann auch mehrere kreative Fragestellungen parallel bearbeiten. Und sie bringt verlässlich immer gute Ergebnisse.