Negative Glaubenssätze, auch Mindfucks genannt, tragen wir alle mit uns herum. Das sind Vorstellungen über uns selbst, über die Welt und über unsere Mitmenschen, die uns massiv blockieren können und die keine rationale Grundlage haben. Das Mindfuck-versum ist riesig – das sehe ich täglich in meinen Blogkursen: Ganz oft fragen sich meine Teilnehmerinnen, wer das überhaupt lesen will, was sie da schreiben. Oder ob das gut genug ist, was sie da veröffentlichen. Ich kenne diese Fragen auch, denn ich habe sie mir früher auch gestellt. Darüber hinaus hatte ich auch viele andere seltsame Glaubenssätze. Hier präsentiere ich ein Best-Of meiner eigenen Glaubenssätze. Enjoy! 😄

1. „Ich kann nicht schreiben und wenn ich mal groß bin, mache ich bestimmt irgendwas mit Kunst oder Sport!“

Ja, das habe ich damals in der Schule wirklich gedacht :-D Ich hatte sehr mittelmäßige Deutschnoten und in Mathe war ich leider auch nicht so gut. Dafür war ich eine Sportskanone und super in Kunst – na, immerhin etwas :-D Heute weiß ich, dass sich Talente nicht unbedingt im Schulunterricht zeigen müssen.

2. „Ich bin schüchtern und introvertiert. Ich will niemals auf einer Bühne stehen!“

Die Vorstellung, im Vordergrund zu stehen, war mir früher sehr unangenehm. Ich hatte früher auch oft Prüfungsangst und wehe, ich musste vor der Klasse etwas sagen! Mittlerweile hat sich das zum Glück geändert. Ich weiß, dass introvertiert nicht bedeutet, dass jemand schüchtern ist. Und dass viele berühmte Menschen, die regelmäßig im Rampenlicht stehen, introvertiert sind, wie z. B. Lady Gaga und Michael Jordan.

3. „Mein absoluter Horror-Job ist Lehrerin: Anderen Leuten etwas beizubringen? Das kann ich überhaupt nicht! Alleine schon die Vorstellung, brrr!!“

In meiner Schulzeit war „Lehrerin“ der Traumjob von sehr vielen meiner Freundinnen. Ich fand diese Vorstellung damals sehr gruselig. 2016 wurde ich dann von der Hochschule für Kommunikation Stuttgart (HfK) angefragt, ob ich nicht Dozentin werden will. Und ich so: Okay! Im Jahr 2018 habe ich mein Online-Business gestartet. Seitdem besteht mein ganzes Business darauf, anderen etwas beizubringen – und ich liebe es! :-D Lehren kann man lernen und das wichtigste ist, dass man es sich zutraut und damit anfängt.

4. „Ich kann nur in einer Festanstellung eine richtig erfolgreiche Creative Director werden und eine tolle Karriere hinlegen!“

Tjaaa… :-D Früher war das mein absoluter Traumjob: Als Creative Director tolle Kampagnen und Ideen entwickeln und damit Goldene Nägel und Löwen absahnen. Nur: Um Creative Director zu sein, muss man in den allermeisten Fällen angestellt sein bzw. seine eigene Werbeagentur gründen. Beides war für mich irgendwann keine Option mehr.

Die Verpackung einer Kinder Schokolade mit dem Gesicht von Mario Götze, als er noch ein Kind war.
Eine der kreativen Ideen, die ich in meiner Freelancer-Zeit entwickelt habe: Die Idee, die Kindergesichter der männlichen Fußball-Nationalmannschaft auf die Verpackung der Kinder Schokolade zu setzen.

Heute habe ich die Karriere, die ich mir früher erträumt habe – nur irgendwie ganz anders! Denn damals hatte ich absolut keine Vorstellung davon, was ein Online-Business ist. Das war, als ich Grafik Design studiert habe oder an der Texterschmiede war, ja noch überhaupt keine Option. Jetzt habe ich mir mein eigenes Unternehmen gebaut, in dem ich meine kreativen Entscheidungen treffen und mich in meinen Kampagnen komplett ausleben kann. Dabei entstehen dann solche Kampagnen und Projekte wie mein Abreißkalender oder meine epische Jahresrückblog-Challenge. Damit gewinne ich keine Werbe-Awards, aber von dem Glaubenssatz „Awards zeigen, dass wir als Kreative erfolgreich sind“ habe ich mich zum Glück auch verabschiedet 😄

5. „Bloggen lernen? Damit kann ich doch kein Business aufbauen! Dafür zahlt doch keiner!“

Oft sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich dachte früher, dass es ja schon so viele YouTube-Videos und Anleitungen im Internet rund ums Bloggen gibt – warum würde jemand ausgerechnet von mir wissen wollen, wie man bloggt? Ich mache das ja schließlich erst seit (Zahl zwischen 12 und 17 einsetzen) Jahren. Zudem fiel mir das Bloggen immer schon so leicht: Idee schnell runterschreiben, klick hier, klick da, fertig! Sodass ich mir nicht vorstellen konnte, dass Bloggen bzw. der Klick auf den Veröffentlichen-Button für andere Leute ein echtes Problem sein könnte! Also habe ich erst mal jahrelang einen schönen Bauchladen rund um Webseitentexte, Newsletter, Claim-Entwicklung und das Bloggen angeboten. Aus heutiger Sicht: der helle Wahnsinn!

6. „Ich bin halt so, wie ich bin. Das kann ich nicht ändern, weil das meine Persönlichkeit ist bzw. weil ich einfach kein Talent dafür habe!“

Was für ein bequemer Glaubenssatz, um nicht an mir selbst arbeiten zu müssen! Zum Glück habe ich sehr schnell erkannt, dass vieles einfach nur Gewohnheiten sind und dass unsere Persönlichkeit nicht in Stein gemeißelt ist. So habe ich mich mit 15 Jahren dazu entschieden, ein Jahr in die USA zu gehen, um meine miesen Englisch-Noten aufzupolieren. Hat geklappt! Später habe ich beschlossen, mich für die Werbetexter-Ausbildung an der Texterschmiede zu bewerben, trotz meiner schlechten Deutsch-Noten in der Schule. Hat geklappt! Dieses Muster zieht sich seitdem durch mein ganzes Leben und es hinterlässt eine Schneise der pulverisierten Glaubenssätze.

7. „Ich werde niemals heiraten, das ist nur was für steuersparende Spießer! Und ob ich jemals Kinder haben werde?“

Darüber lache ich immer noch :-D

Eine fünfköpfige Familie mit 3 kleinen Kindern.
Meine Familie und ich: Wer hätte gedacht, dass ich mal 3 Kinder haben würde?

8. „Wenn ich Texterin bin, muss ich über das Texten bloggen, um eine glaubwürdige Business-Bloggerin zu sein!“

Ach, welche Glaubenssätze ich über das Texten früher hatte, unglaublich! Ich dachte z. B. ich dürfte nicht „Ich“ in meinen Texten schreiben und müsste möglichst sachlich und unpersönlich auftreten, denn das würde angeblich meinen Expertenstatus unterstreichen. Oder: Ich muss meinen Blog mit epischen Expertenartikeln füllen, um meinen Expertenstatus zu beweisen.

Die Folge: Als ich mich selbständig gemacht habe, habe ich in meinem Blog angefangen, meine Leserinnen zu siezen! Das hat sich für mich damals total bescheuert angefühlt, aber hey, wenn alle um mich herum das so machen, dann muss das wohl seine Gründe haben! So geht das wohl, dieses „professionell selbständig sein“. All diese verqueren Glaubenssätze haben dazu geführt, dass mein Blog schon sehr bald eingeschlafen ist: 2009 habe ich mich selbständig gemacht und ungefähr 2011 ist mein Blog fast komplett eingeschlafen. Ich habe damals fast nur noch Arbeitsbeispiele gebloggt. Schade!

9. „Ein Talent zeigt sich früh – oder gar nicht!“

Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir in einer Wunderkind-Kultur festhängen: Talente werden uns angeblich in die Wiege gelegt und wer nicht schon früh anfängt, was aus seinen Talenten zu machen, hat dann halt verloren. Wehe demjenigen, der mit 20 immer noch nicht weiß, was er so wirklich gut kann (so, wie ich!). Was mir echt geholfen hat: Irgendwann hat meine Mutter, die weltbeste Köchin und der wandelnde grüne Daumen gemeint: Das Kochen hätte sie erst mit 30 gelernt und das Gärtnern erst mit 40. Irgendwie dachte ich immer, das alles hätte sie immer schon so gut gekonnt!

10. „Jeder Mensch hat nur ein richtig großes Talent!“

Neo in „The Matrix“ hatte eine Bestimmung. Harry Potter hatte eine Sache, für die er geboren war. Genauso wie Elsa in Frozen oder Vaiana im Disney-Film Moana. Die Popkultur wird nicht müde, uns ständig zu erzählen, dass es diese eine Sache, Person oder Bestimmung für uns gibt. Das eine Talent, das wir einfach nur erkennen und aus uns herausschälen müssen und das wir in die Welt tragen müssen, damit unser Leben einen Sinn hat. Den einen Beruf oder die eine Sache zu finden, wofür unser Herz schlägt.

In Liedern, Filmen, Romanen und Computerspielen geht es oft um die eine Sache. In unserer Kultur drehen sich erstaunlich viele Geschichten rund um die Bestimmung.

Aber was ist, wenn wir diese eine Sache, unsere eine Bestimmung, unser eines Talent verlieren? Wenn wir es wegen Krankheit, Schicksalsschlägen oder Pech aufgeben müssen oder etwas dazwischenkommt? Oder wenn wir es vielleicht sogar freiwillig ablegen, weil wir aus dieser Bestimmung herausgewachsen sind? Haben wir dann keine Chance mehr darauf, ein erfülltes, sinnvolles, glückliches Leben zu führen?

Ich habe lange das Märchen von dem einem Talent geglaubt, von dem einem Ding, für das wir geschaffen sind. Ich habe lange geglaubt, dass ich die eine Sache in meinem Leben gefunden habe – und dass ich es dann weggeworfen habe: Das Turnen. Ich war als Kind unglaublich begabt und gelenkig. Ich war soooo gut im Turnen, dass ich dachte, dass ich nie wieder etwas anderes so gut können werde.

Dieser Glaubenssatz war die vielleicht größte Quelle meiner Selbstzweifel.

Heute weiß ich: Wir alle sind ein laufender Blumenstrauß voller Talente und Möglichkeiten. Die Frage ist nur: Für welchen Weg, für welches unserer vielen Talente entscheiden wir uns jetzt gerade? Dass ich diesen Glaubenssatz von dem einen Talent überwunden habe (ist noch gar nicht so lange her!), war für mich DER Startschuss in ein ganz neues Leben. Jetzt mache ich mir geradezu einen Spaß daraus, meine eigenen Glaubenssätze am laufenden Band zu zerpflücken :-D

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