Welche grundlegenden Formen von Content gibt es? Wie kann ich Content klassifizieren? Welche sind die einfachsten Content-Attribute? Diese Fragen habe ich mir als Texterin und Bloggerin in den letzten Monaten intensiv gestellt. Also habe ich gegooglet, Whitepapers und Freebies heruntergeladen, mir Videos angeschaut und sogar Bücher zum Thema Content Creation gewälzt. Ich habe alle möglichen Arten von Content-Klassifizierung gefunden: die zwei unterschiedlichen Arten von Content (geschrieben und gesprochen), verschiedene Arten einer Content-Marketing-Matrix und sogar das Periodensystem des Content-Marketings – aber ich habe nicht das gefunden, wonach ich gesucht habe. Denn fast überall dreht es sich schon um Plattformen und Medien-Formate. Oder die Content-Klassifizierung ist einfach viel zu komplex (wie z. B. das Periodensystem des Content-Marketings).

Mir geht es in einer ersten Klassifizierung nicht um Formate oder Plattformen. Es ist mir also im ersten Schritt egal, wo mein Content auftaucht: ob auf Facebook, YouTube, Instagram oder auf meinem Blog. Denn ich glaube, die Plattform unterscheidet nicht grundsätzlich die Art von Content (ob ein Video auf YouTube oder Facebook erscheint – who cares? Es macht für den Content keinen Unterschied). Zudem sehe ich die grundlegenden Unterschiede zwischen verschiedenen Contents nicht in neuen Plattformen begründet. Plattformen kommen und gehen – ich aber habe Content-Attribute gesucht, die bleiben. Vor der Frage nach dem WIE und WO des Contents wollte ich das WAS strukturieren.

Was sind die grundlegende Attribute von Content?

Im Laufe meiner Dozententätigkeit und meiner Suche nach einer Content-Klassifizierung ist mir aufgefallen, dass sich alle Blogartikel und jeder Content in einem Punkt wesentlich unterscheiden: sie enthalten eine persönliche Meinung oder sind Expertenartikel, die Wissen und Fakten vermitteln. Im Journalismus heißen diese beiden Formen informierende und meinungsäußernde Darstellungsformen. Mischformen werden als eher-so-naja angesehen. Aber diese Klassifizierung war für mich noch nicht ausreichend. Denn ich habe auch innerhalb meiner eigenen meinungsäußernden Blogartikel große Unterschiede gesehen. Und dann habe ich die zweite, wesentliche Unterscheidung entdeckt: Content hat entweder einen aktuellen Bezug oder ist zeitlos.
Wenn ich diese beiden Unterscheidungen als Achsen verstehe, auf der sich ein Content bewegen kann und wenn ich diese beiden Skalen übereinander lege, ergibt sich folgendes Grundgerüst in das jeder Blogartikel bzw. Content genau einsortiert werden kann:

Content ist demnach entweder persönlich (P) oder dreht sich um ein Expertenthema (E). Und: er hat entweder einen aktuell Bezug (A) oder er ist zeitlos (Z). Daher der Name: PAZE-Content-Matrix.

Die horizontale X-Achse der PAZE-Content-Matrix: aktuell – zeitlos

Auf der Achse „Aktuell – Zeitlos“ wird Content links (also bei aktuell) dann einsortiert, wenn er ein aktuelles Geschehen aufgreift. Das kann z. B. eine Jahreszeit, ein Trend, eine Schlagzeile, ein Jubiläum, eine technische Neuerung, ein Event, ein anderer Blogartikel, der Tod eines Prominenten usw. sein. Solcher Content ist zeitkritisch und muss so schnell wie möglich nach dem jeweiligen Event veröffentlicht werden. Denn ein Nachruf 3 Wochen nach dem Tod eines Prominenten kommt zu spät. Content mit aktuellem Bezug ist kurzfristig sehr interessant und gefragt. Mit der Zeit nimmt seine Relevanz wahrscheinlich stark ab. Zeitloser Content hingegen ist unabhängig von Events. Hier ist es relativ egal, wann dieser Content veröffentlicht wird. Das sind oft strategische Inhalte oder z. B. Kochrezepte und Anleitungen, die unabhängig von Tools oder Plattformen sind. Zeitloser Content eignet sich also hervorragend dazu, per Redaktionsplan in die Zukunft geplant zu werden.

Die vertikale Y-Achse der PAZE-Content-Matrix: Persönliches – Expertise

Auf der vertikalen Achse wird Content danach kategorisiert, ob er eher persönlich ist oder ob sich um Wissen, Fakten und Expertise dreht. Hier bewegt sich Content also auf einer Skala zwischen subjektiv und objektiv. Beispiele für persönlichen Content sind z. B. Kolumnen, Rezensionen, Erfahrungsberichte, Gedichte usw. Expertisen-Content hingegen sind u. a. Anleitungen, How-To’s, Rezepte, technische Checklisten usw. Der Autor nimmt sich da mit seiner Meinung meistens zurück und möchte v. a. informieren.
Es gibt auf beiden Skalen natürlich auch Zwischenschritte und Abstufungen. Blogartikel können z. B. persönlich sein und zugleich Expertise vermitteln. So eine Mischform sind z. B. Kochblogs mit Rezepten, denen eine sehr persönlichen Einleitung vorangestellt wird. Meistens jedoch lassen sich Blogartikel sehr klar einem der vier Quadranten der PAZE-Content-Matrix zuweisen:

Die vier Quadranten teilen sich wie folgt auf:

  • Quadrant 1: P/Z – persönlicher und zeitloser Content. Beispiel: ein eigenes Fotoblog zum Thema Landschaftsfotografie.
  • Quadrant 2: P/A – persönlicher und aktueller Content. Beispiel: Blogartikel mit dem eigenen Monats- oder Jahresrückblick.
  • Quadrant 3: A/E – aktueller Expertisencontent. Beispiel: Anleitung rund um eine technische Neuerung bei Instagram.
  • Quadrant 4: Z/E – zeitlose Expertisencontent. Beispiel: dieser Blogartikel.

So lassen sich alle Content-Projekte in die PAZE-Content-Matrix einsortieren. Hier eine grobe Übersicht von klassischen Content-Themen in den jeweiligen Quadranten:

Die Einteilung in die jeweiligen Quadranten stellt keine Wertung dar. Es gibt im Sinne dieser Matrix keinen besseren Content bzw. besseren Quadranten. Auch gibt es keine Vorgabe, welche Quadranten ein Content-Creator mit seinem Projekt abdecken muss. Es gibt jedoch Trends und es zeigt sich, dass sich im Laufe der Zeit zwei Muster herausbilden:

  1. Starker Fokus auf nur einen Quadranten: dies zeigt sich bei hochspezialisierten Content-Projekten, Onlineshops und stark SEO-getriebenen Nischenprojekten. Ein Extremfall z. B. im 3. Quadranten sind Newsticker. Im 4. Quadranten finden sich u. a. monothematische Nischenseiten mit Anleitungen und Ratgeber-Content rund um Themen wie z. B. Ernährung, Meditation, DIY oder Life-Coaching.
  2. Diversifizierung der Contenformate über mehrere Quadranten hinweg. Dies ist u. a. bei Lifestyle-Blogs wie Très Click oder Reise- bzw. Businessblogs wie Helene in Between zu beobachten und bei Blogs, die das Ziel haben, eine Personenmarke aufzubauen. Meistens starten diese Blogs in einem Quadranten und weiten ihre Content-Formate mit der Zeit auf insgesamt drei oder alle vier Quadranten aus. Auch besonders erfolgreiche Nachrichtenportale wie z. B. Spiegel Online zeichnen sich dadurch aus, dass sie neben den reinen Nachrichten (Quadrant 3) weitere Quadranten abdecken z. B. durch Kolumnen (Quadrant 2), Reportagen und Essays (Quadrant 1 oder 2) oder Themendossiers (Quadrant 4).

Meine Empfehlung: welche Quadranten der PAZE-Content-Matrix sollten Unternehmer, Selbständige und Freelancer abdecken?

Die meisten Selbständigen stehen am Anfang ihrer Content-Reise vor der gleichen Frage: welche Inhalte soll ich erstellen? Die meiner Meinung nach einfachste Möglichkeit, Content zu erstellen, ist das Bloggen. Deshalb ist das auch meine erste Empfehlung an Selbständige. Das klärt aber noch nicht die Frage nach den konkreten Inhalten. So lautet dann die nächste Frage erfahrungsgemäß: Bloggen, ok, aber was genau soll ich bloggen? Die meisten Selbständigen starten dann beim Bloggen mit den beiden Quadranten, in denen sie sich sicher fühlen: den 3. und 4. Quadranten – Wissensartikel rund um ihr Expertenthema. Das ist oft einfach. Denn, klar, sie sind ja Experten auf ihrem Gebiet. Hier konkurrieren sie allerdings mit vielen anderen Bloggern, die dieses Thema oft schon besetzt und daher einen deutlichen Vorsprung haben. Ich empfehle daher, die Content-Formate im eigenen Blog auszuweiten und auch persönliche Blogartikel zu schreiben.
Daher lauten die Frage, die sich bloggende Selbständige stellen sollten: welche Inhalte kann ich in allen vier Quadranten der PAZE-Content-Matrix erstellen? Welches aktuelle Thema oder welchen Businesstrend könnte ich kommentieren? Zu welchem zeitlosen Thema habe ich eine Meinung? Welche Sachen erlebe ich und wie könnte ich sie verbloggen? Stichwort: Storytelling. Mit einer größeren Vielfalt an Contentformaten, die zwischen Expertenwissen und Persönlichem wechseln, können sich Selbständige neben ihrem Expertenstatus auch ihre Personenmarke aufbauen. Denn letztlich ist der Grund, dass sich Kunden für uns entscheiden nicht (nur) unsere Expertise, sondern unsere Persönlichkeit und der Sympathiefaktor.