Um die Teilnehmer ins Schreiben zu bringen, stelle ich in meinem Blog-Crash-Kurs regelmäßig die Aufgabe, Rückblicke zu schreiben. Am einfachsten ist dabei der Tagesrückblick. Die nächste Steigerung in meinen Kursen ist der Monatsrückblick – hier gilt es, drei Monatshighlights bzw. Themen oder Events zu beschreiben, die kennzeichnend für den jeweiligen Monat waren. Und die Königsdisziplin ist der Jahresrückblick. Der ist natürlich nicht mal eben runtergeschrieben, da steckt viel mehr Arbeit und Reflektieren drin als in einem Tagesrückblick. Und genau deshalb ist der Jahresrückblick so unglaublich wertvoll für das eigene Blog und für die eigene Schreibe.

Es gibt meiner Meinung nach viele gute Gründe für einen Jahresrückblick:

  • Man reflektiert über das vergangene Jahr und wird sich dessen bewusst, wie viel man erlebt und geleistet hat. Und man kann sich diese Leistung immer wieder ins Gedächtnis rufen
  • Ein Jahresrückblick ist für viele in unserem Umfeld sehr interessant zu lesen und bekommt viele Kommentare, Likes und Interaktionen. Zudem ist ein Jahresrückblick ideal für die Generierung von Micro-Content
  • Es ist ein guter Abschluss des vergangenen Jahres und bietet einen tollen Start für das neue Jahr. Denn Teil des Jahresrückblicks kann auch ein Ausblick sein
  • Für sich selbst ist ein Jahresrückblick ein wertvolles Archiv, das viele Highlights in einen einzigen Beitrag konzentriert – es ist die helle Freude, nach einem Jahr den eigenen Jahresrückblick zu lesen und zu vergleichen: was von meinem Ausblick habe ich erreicht, was ist eingetroffen?
  • Man schreibt an seiner eigenen (Unternehmens-)Geschichte und baut seine Personenmarke auf
  • Warum auf das neue Jahr warten mit den guten Vorsätzen? Ein Jahresrückblick ist ideal, um mit dem Bloggen anzufangen bzw. um ein eingeschlafenes Blog zu reaktivieren
  • Um wieder Kontakt zueinander aufzunehmen, nicht nur digital, sondern auch im „realen“ Leben (danke Alex, für diesen Vorschlag)

Die häufigsten Einwände gegen einen Jahresrückblick sind:

  • Ich will nicht so persönlich werden in meinem Blog. Meine Antwort: man kann einen Jahresrückblick auch losgelöst von jeglichen eigenen Themen schreiben – z.B. in Form eines Firmenrückblicks oder Branchenrückblicks. Auch wenn jemand nicht persönlich werden möchte, empfehle ich dennoch, gewisse Themen wenigstens einzuordnen oder zu bewerten. Das geht auch, ohne eigene Informationen preiszugeben. Zudem liegt diesem Argument oft ein Missverständnis zugrunde: viele Menschen sagen, sie möchten nicht persönlich schreiben, meinen aber eigentlich privat. Persönlich ist für mich z.B. eine Meinung zu etwas zu haben. Privat hingegen sind für mich Informationen mit intimem Charakter, die ich nicht veröffentlichen möchte – ein großer Unterschied! Denn ich z.B. sehe meinen Blogstil als persönlich an – nicht aber als privat.
  • Das dauert mir zu lang. Meine Antwort: mein Jahresrückblick ist auch für mich eines der zeitaufwendigsten Artikel des Jahres. Und klar, kann man sagen: es lohnt sich nicht, denn so ein Artikel zielt nicht voll auf die eigene Expertise oder auf ein Produkt ab. Aber: Ich schreibe diese Rückblicke nicht in erster Linie für meine Leser, sondern für mich selbst. Und gerade die Rückblicke bringen viel Interaktion von Leuten aus meinem direkten Umfeld, also von Leuten, die mich schon persönlich kennen. Und aus dem direkten Umfeld generiert man womöglich nicht die Kunden – aber es sind die Menschen, die mich empfehlen. Deshalb lohnt es sich eben doch, das eigene Umfeld durch einen Rückblick auf dem Laufenden zu halten.
  • Das passt nicht in meine Content-Strategie. Meine Antwort: Ein Jahresrückblick ist v.a. für Blogger schwierig, die ein sehr enges Themen-Spektrum bedienen und die eher Expertenartikel schreiben. Dann passt ein Rückblick thematisch auf den ersten Blick tatsächlich nicht. Aber auch in diesen Fällen plädiere ich für einen Jahresrückblick. Grundsätzlich empfehle ich für Rückblicke (ganz gleich ob Tages-, Monats- oder Jahresrückblick), eine eigene Kategorie zu erstellen. So kann man diese Kategorie dort platzieren, wo es passt – und das muss dann nicht dort sein, wo die anderen Artikel erscheinen. So kann man diese Rückblicke z.B. auf der Über-mich-Seite platzieren oder auf einer eigenen Unterseite.

Meine Empfehlungen für deinen Jahresrückblick:

Es gibt zahlreiche Blogartikel rund um das Thema Jahresrückblick. Dort werden u.a. gute Fragen gestellt, die man in seinem Rückblick beantworten kann wie z.B. „Was habe ich dieses Jahr erlebt, erschaffen oder getan, auf das ich richtig stolz bin?“ oder „Was hätte ich nicht geglaubt, wenn mir jemand das vor einem Jahr vorausgesagt hätte?“ Ich finde solche Fragen gut, um über das Jahr zu reflektieren, würde aber den Jahresrückblick dennoch anders aufbauen: nämlich chronologisch – aber nicht nach Monaten sortiert.

Was ich nicht empfehle: den Jahresrückblick Monat für Monat chronologisch aufzulisten und quasi einen 12-teiligen Jahresrückblick zu schreiben – denn wenn man schon regelmäßig Monatsrückblicke bloggt (was ich ausdrücklich empfehle), doppelt sich das ohne zusätzlichen Erkenntnisgewinn. Im Jahresrückblick aber macht es meiner Meinung nach mehr Sinn, den Blick auf das ganze Jahr auszuweiten und prägende Themen und Zusammenhänge bzw. längere Entwicklungen der vergangenen zwölf Monate zu erkennen und zu beschreiben.

Ich bitte die Teilnehmer daher, besondere Momente und/oder Themen des Jahres zu sammeln. Das können sowohl schöne, spannende als auch traurige Momente sein. Es sollten Momente sein, die das Jahr geprägt haben, die für sie selbst besonders waren. Ob persönliches Highlight oder Enttäuschung, ein großer Erfolg oder ein Scheitern. Aber es müssen nicht nur einzelnen Momente sein, sondern es können auch Themen sein, die man quasi nicht so akkurat einem Datum zuordnen kann. Denn auch Themen prägen unser Jahr: das kann vielleicht der Start in die Selbständigkeit gewesen sein, ein Jobwechsel, eine Entscheidung die man getroffen hat, eine neue Person im eigenen Leben oder eine neue Leidenschaft die man entdeckt hat. Wichtig ist auch hier wieder die Unterscheidung zwischen persönlich und privat: blogge nichts, womit du dich unwohl fühlst und was für dich zu intim ist (das ist privat).

Insgesamt empfehle ich, mindestens 6 und maximal 10 Momente/Events/Themen des vergangenen Jahres zu beschreiben.

Der nächste Schritt ist, diese Momente bzw. Themen in eine chronologische Reihenfolge zu bringen, auszuformulieren und Bilder dazu zu suchen. Ich schreibe meine Blogartikel immer direkt im WordPress-Editor und empfehle dir, das auch zu tun. So genau kann ich nicht erklären, woran es liegt, aber ich komme im Editor schneller ins Schreiben als z.B. in Word.

Der Aufbau des Jahresrückblicks – meine Empfehlung:

Headline: in der Headline sollte das Wort „Jahresrückblick“ bzw. „Rückblick“ und die Jahreszahl vorkommen. Bei Bedarf kannst du auch noch eine sehr kurze Jahreszusammenfassung schreiben. Mein Jahresrückblick 2017 hieß z.B. 2017, du warst ganz schön aufregend. Der Jahresrückblick des Sympatexters.

Einleitung: eine kurze Zusammenfassung des Jahres in wenigen Sätzen. Obwohl die Einleitung das erste Textelement nach der Headline ist, schreibe ich diese Einleitung immer zuletzt. Denn sie ist quasi die Quintessenz des Jahres. Mir persönlich fällt es viel leichter, die einzelnen Themen abzuarbeiten, bevor ich mich an die Einleitung mache.

Die einzelnen Themen bzw. Momente: leite jedes Thema mit einer aussagekräftigen Zwischenüberschrift ein. Diese Zwischenüberschrift sollte nicht kryptisch sein, sondern klarmachen, um was es im folgenden Abschnitt geht. Ich nutze für Zwischenüberschriften die Überschrift H4. Zudem: versuche, jedes Thema mit mindestens einem Bild zu illustrieren und hebe wichtige Aussagen, Zitate oder Worte hervor indem du sie fettest.

Ausblick auf das kommende Jahr: das halte ich sehr kurz – einige Bulletpoints und jeweils ein Satz dazu. Ich persönlich habe in meinem Ausblick des letzten Jahresrückblicks nur drei Themen aufgenommen. Mehr als fünf empfehle ich nicht.

Links: Setze überall in deinem Text, wo es sich anbietet, interne (innerhalb deiner Webseite) bzw. externe Links (auf andere Webseiten). Wenn du z.B. ein Event thematisierst, das du schon einmal in einem deiner früheren Monatsrückblicke beschrieben hast, solltest du das intern verlinken.

Wenn du diese Punkte abgearbeitet hast, ist dein Jahresrückblick fast fertig. Aber bitte noch nicht auf „Veröffentlichen“ klicken ;-) Denn es gibt noch ein paar Kleinigkeiten zu tun!

Beitragsbild: schau dir deine Bilder in dem Artikel nochmal an: welches Bild davon ist das stärkste, schönste, aussagekräftigste? Nimm das als Beitragsbild. Als Beitragsbild für einen Jahresrückblick eignet sich besonders gut ein Bild von dir selbst. Wenn du es richtig fancy haben willst, kannst du dein Beitragsbild noch mit Text versehen und für die jeweiligen Sozialen Plattformen (z.B. Facebook und Instagram) optimieren. Ich nutze dafür Canva.

Kategorie: wenn du noch keine Kategorie für deine Rückblicke hast, ist es jetzt an der Zeit, eine anzulegen. Derzeit habe ich für alle meine Rückblicke, ob Tages-, Monats- oder Jahresrückblick nur eine einzige Kategorie namens „Rückblick“ – wer weiß, vielleicht werde ich das irgendwann mal feiner unterteilen. Aber für den Anfang reicht eine Kategorie vollkommen aus. Zu viele Kategorien machen dein Blog unübersichtlich.

Drüber schlafen: so ein langer und ausführlicher Blogartikel sollte reflektiert werden. Deshalb empfehle ich dir, einmal drüber zu schlafen bevor du ihn veröffentlichst. Schau ihn dir dann nochmal mit frischen Augen an und korrigiere einmal drüber. Manchmal passiert es mir, dass ich nach einem Mal drüber Schlafen den ganzen Artikel über den Haufen schmeiße – das macht den Artikel erfahrungsgemäß viel besser.

Veröffentlichungsdatum: ich empfehle dir, deinen Jahresrückblick rund um Weihnachten (mit Tendenz vor den Feiertagen) zu veröffentlichen. Denn nach Weihnachten haben viele Leute Urlaub und haben daher die Zeit, solche auch eher längeren Blogartikel zu lesen.

Wenn du ein Beitragsbild ausgewählt, deinen Artikel zu einer Kategorie hinzugefügt und korrigiert hast, kannst du ihn veröffentlichen :-) Juhu! Herzlichen Glückwunsch! Deine nächsten Schritte sind:

Sharing: teile deinen Jahresrückblick auf Facebook, Instagram und Co. mit einem Bild, das für die jeweilige Plattform optimiert ist. Nutze auf Facebook dafür deine Business-Page und teile diesen Facebook-Beitrag dann nach ca. einem Tag auf deinem persönlichen Profil.

OPTIONAL: Microcontent: erstelle zu jedem deiner 6-10 Themen einen „Microcontent“ – also eine Text-Bild-Kombination und poste bis Silvester jeweils eines dieser Bilder täglich auf Facebook und/oder Instagram. Nutze dafür die Bilder, mit denen du bereits in deinem Blogartikel die einzelnen Themen illustrierst. Kopiere in das Bild jeweils z.B. groß deine Zwischenüberschrift und klein deine Artikel-Headline.

Poste ggf. zwei dieser Microcontents an einem Tag, damit du vor dem Jahreswechsel durch bist. Um deine Freunde nicht zu nerven, nutze hierfür deine Facebook-Business-Seite. Und um den Arbeitsaufwand niedrig zu halten, empfehle ich dir „Batching“, also alle Microcontents auf einmal zu erstellen und anschließend bei Facebook und Instagram (z.B. mit Tailwind) zu planen.

FERTIG! Nächstes Jahr kannst du in deinem zweiten Jahresrückblick Bezug nehmen auf den von diesem Jahr und z.B. in deiner Einleitung deinen Ausblick vom Vorjahr unter die Lupe genommen: was hat geklappt, was ist eingetroffen wie erhofft – und was nicht?

Happy Jahresrückblick-Blogging!