Ganz easy: vertrau den Empfehlungen von Leuten, die du schätzt. Falls in deinem Umfeld niemand einen Werbetexter empfehlen kann: googlen, Webseiten scannen und bei Sympathie: Bingo!

Ok, es gehört vielleicht doch ein bisschen mehr dazu als nur das (-; Hier zeige ich meine Vorgehensweise, wenn ich nach einem Texter suche. Denn es kommt immer wieder vor, dass ich Projekte und Neukunden nicht annehmen kann und mein Netzwerk ausgebucht ist. Dann halte ich nach weiteren Textern Ausschau.

Vor deiner Suche: der Fragenkatalog an dich selbst

Das Internet, unendliche Weiten. Wenn du einen passenden Werbetexter suchst, solltest du dir selbst zunächst ein paar Fragen stellen. Wenn du gute Antworten auf die folgenden Fragen hast, wird sich das bei deiner Textersuche auszahlen.

Frage 1: Muss der Werbetexter vor Ort bei dir arbeiten? Oder kann der Texter auch remote dein Projekt bearbeiten? Für viele Agenturen stellt sich diese Frage oft nicht, da ist klar: der Texter muss vor Ort sitzen. Die suchen dann oft sofort lokal. Oooder national und lassen sich dann den Texter für den Projektzeitraum einfliegen. Als Unternehmer hat man diese Möglichkeiten oft nicht. Daher: muss denn dein Texter wirklich vor Ort sitzen, die ganze Zeit? Nein? Dann hast du mehr Möglichkeiten bei der Suche. Ich z.B. arbeite gemischt: ich bin sehr gerne bei Kunden vor Ort im Raum Stuttgart und arbeite auch viel remote per Zoom. Ich kenne aber auch eine Texterin, die nur in ihrem Homeoffice arbeiten will.

Frage 2: Muss dein Texter „nur“ texten oder sollte er auch konzeptstark sein? Der Übergang zwischen Text und Konzept ist fließend. Das merkst du vielleicht beim Schreiben des Briefings: je detaillierter du das Briefing und die Aufgabe formulierst, umso wahrscheinlicher ist es, dass du dabei auch Konzeptarbeit machst. Als Faustregel gilt: je weniger Aufwand du mit deinem Projekt haben willst, umso mehr muss der Texter übernehmen und umso konzeptstärker sollte er sein. Die Konzeptstärke erkennt man an der Über-mich-Seite (stehen da z.B. auch die Wörter „Konzept“ oder „Konzeption“?) und an den Referenzen – im Idealfall ist dort erklärt, welchen Beitrag der Texter geleistet hat: nur Text, nur Konzept oder beides?

Frage 3: Hast du ein gutes Briefing? Gute Texter nehmen ein halbgares Briefing sofort auseinander, also: be prepared! Bist du in einer komplexen Branche unterwegs oder hast du ein erklärungsbedürftiges Produkt? Dann gib dem Texter den Input, den er zum Verständnis braucht. Präzisiere deine Fragestellung und deine Zielgruppe. You get what you ask for, also: definiere ganz genau, was du haben willst und welches Ergebnis du vom Texter erwartest. Stelle alle Unterlagen übersichtlich zusammen: Briefing, Kernbotschaft, Recherche, Hintergrundwissen, Wettbewerber usw. Das mag etwas Zeit dauern, aber es zahlt sich aus.

Frage 4: Welche Erfahrung und welches Profil soll der Texter mitbringen? Viele Unternehmen erwarten von Textern spezifische Branchenkenntnisse. Ich bin der Meinung: das ist oft gar nicht nötig. Ich habe schon Texte für elektrische Nasensauger, Abgasnachbehandlung und Finanzprodukte geschrieben, ganz ohne tiefgreifendes Branchenwissen. Kreativität ist nicht branchenspezifisch. Wirkliches Branchenwissen ist erst ab einer höheren Komplexität notwenig. Deshalb die Frage an dich: wie detailliert und fachspezifisch müssen die Texte sein? Wichtiger als Branchenerfahrung ist meiner Meinung nach das Profil des Texters. Ein Texter, der aus der Lifestyle-Blogger-Richtung kommt, wird sich vielleicht mit Funkspots schwerer tun als ein Texter, der aus einer Agentur kommt. Und auch in Agenturen gibt es zig mögliche Profile: Werbetexter, PR-Texter, Social-Media Texter, SEO-Texter usw. Wenn ich auf einer Webseite eines Texters sofort erkenne, welche Themen er abdeckt und welche Positionierung er hat, finde ich das auf Anhieb sympathisch – denn dann muss ich nicht herumraten und mir aus den Referenzen das Profil zusammenpuzzeln.

Frage 5: Wie viel bist du bereit, dem Texter zu zahlen? Die Gretchenfrage bei der Textersuche. Ich persönlich bin Fan von transparenten Stundensätzen und finde es gut, wenn ich klare Aussagen zu Preisen auf einer Webseite sehe. Wenn ich aber erst mal einen Texter kontaktieren oder gar ein umfangreiches Kontaktformular ausfüllen muss, um dann auf ein Angebot zu warten, ist das für mich meistens too much für den Anfang und ein echter Abtörner. Dass so viele Texter (und Kreative) ein Geheimnis aus ihrem Stundensatz machen, finde ich persönlich ziemlich befremdlich. Fun Fact: „Preise transparent kommunizieren – ja oder nein?“ ist übrigens eine uralte Streitfrage unter Kreativen. Als Faustformel gilt: je spezialisierter und erfahrener ein Texter ist, umso höher der Stundensatz. Mein aktueller Stundensatz liegt bei 120 € (Stand: August 2018).

Du hast die Fragen beantwortet? Dann kann die Suche nach dem Texter beginnen!

Der vielleicht einfachste Weg, einen Texter zu finden, ist: Google. Einfach nur nach „Werbetexter“ zu suchen, führt aber vielleicht nicht zum Ziel, denn da werden tausende Webseiten angezeigt. Und die Toptreffer sind oft Textbroker (merke: ein Kreativtexter bzw. Konzepter rechnet NIE nach Wortpreisen ab!), Wikipedia und Zeitungsartikel. Ich empfehle eine etwas spezifischere Suche wie z.B. „Werbetexter Automotive“ oder „Texter Stuttgart Lifestyle“. Das setzt voraus, dass du weißt, für was du einen Texter und ob du lokal suchst. Sehr praktisch für die lokale Suche ist übrigens Google Maps. Gib dort einfach „Texter“ ein und du erhältst alle Texter in deiner Umgebung angezeigt.

Ein zweiter Weg, Texter zu finden, ist Xing oder LinkedIn. Das hat den Vorteil, dass man bei einem Profil sieht, welcher deiner Kontakte diese Person kennt. Diesen Kontakt kannst du dann über den Texter ausfragen: woher kennst du diesen Texter? Hast du schon mal mit ihm gearbeitet? Taugt er was? Das kann evtl. viel Ärger ersparen.

Ob Google, Xing oder LinkedIn: der nächste Klick führt auf die We(r)bseite eines Texters. Welchen Eindruck macht die Startseite? Gefällt dir, was du siehst und liest? Mein zweiter Klick geht auf der Webseite immer auf die Über-mich-Seite (sofern vorhanden). Diese Seite ist für mich die allerwichtigste Arbeitsprobe eines Texters bzw. eines jeden Kreativen. Ein Texter hat keine Über-mich-Seite? Das ist für mich ein No-Go. Der nächste Klick geht auf die Referenzen. Sind darunter Arbeitsbeispiele, die deinem Projekt ähneln? Ist da eine Referenz dabei, die vielleicht gar nichts mit deiner Branche oder deinem Projekt zu tun hat, die dich aber total umhaut? Das gibt Pluspunkte. Wenn da nur Firmennamen stehen ohne Links, Bilder oder Texte, rate ich hingegen zur vorsichtigen Skepsis. Und auch wenn die Arbeitsbeispiele und Awards uralt sind. Wenn jemand noch gar keine Referenzen hat, ist das aber auch kein Totschlagargument – denn dieser Texter kann womöglich noch ganz am Anfang seiner Karriere stehen (das könnte für dich einen günstigen Stundensatz bedeuten). Dann sind die Webseitentexte quasi die Referenzen. Wenn mir immer noch gefällt, was ich sehe, klicke ich auf das Blog (sofern vorhanden. Ein Texter, der in seiner Freizeit nicht schreibt? –> skeptischer Blick des Sympatexters). Hier findet der Showdown statt: ist mir diese Person sympathisch? Gefällt mir die Schreibe? Finde ich die Themen interessant? Kann ich mir vorstellen, mit dieser Person zusammenzuarbeiten? Gerade wenn man einen Texter sucht, mit dem man vor Ort längere Zeit zusammenarbeiten will, ist die Chemie entscheidend. Dann zählt eben nicht nur die Expertise und die Erfahrung, sondern auch der menschliche Faktor – und den kann man meiner Meinung nach aus einem Blog am besten herauslesen. Und, ok, aus Instagram (-;

Du hast einen interessanten Texter gefunden? Juhu! Meine Tipps für deine Kontaktaufnahme

Ich empfehle, immer mehrere Texter zu kontaktieren. Wenn man Werbetexter kontaktiert, kann man davon ausgehen, dass sie mit 75%iger Wahrscheinlichkeit ausgebucht sind. Hier gilt die Devise: Lieber ausgebucht als ausgebuht. Also: setze mehrere Texter auf deine Shortlist! Pro-Tipp: Wenn ein Texter auf deiner Shortlist keine Kapazitäten hat, frag doch mal nach, wen er dir empfiehlt.

Probearbeiten vs. Contraarbeiten. Je ausgebuchter ein Texter ist, umso weniger wird er sich auf Probearbeiten einlassen. Dann heißt es: check die Referenzen ab und wenn dir diese zusagen, kannst du davon ausgehen, dass der Texter auch für dich gute Arbeit leisten wird.

Starte nicht sofort mit einem dir unbekannten Texter in ein Großprojekt bzw. in eine längerfristige Zusammenarbeit. Fang erst mal klein an mit einem echten (also bezahlten) überschaubaren Projekt, das du als Probeprojekt ansiehst. Vom Umfang maximal ein Personentag. Denn es kommt ja nicht nur auf die Schreibe des Texters an, sondern auch auf Faktoren wie die Kommunikation und Termintreue. Wenn dir die Zusammenarbeit nach dem Appetizer gefällt, kannst du sie ausweiten.

Du hast einen Texter gefunden, der das richtige Profil, Kapazitäten und einen für dich akzeptablen Stundensatz hat? Ihr wollt eine Zusammenarbeit wagen? Herzlichen Glückwunsch! Was ich dir für den Anfang empfehle: gehe das Briefing mit dem Texter persönlich bzw. telefonisch durch. So kann der Texter gleich Rückfragen stellen (gute Texter stellen immer sofort Rückfragen). Sei für spätere Rückfragen erreichbar und sprecht Fragen persönlich durch und nicht asynchron per Email. Das spart nach hinten hinaus unglaublich viel Zeit. Trust me, I’m a Texter ;-)