Du hast dich gerade selbständig gemacht und stellst dir die Fragen aller Fragen: Wie finde ich meine ersten Kunden? Vielleicht hat dir jemand den gutgemeinten Rat gegeben, dich quer durch deine Branche zu telefonieren. Bevor du jedoch mit Bauchschmerzen das Telefon in die Hand nimmst, ist mein Tipp: Dreh doch den Spieß um und lass deine Kunden auf dich zukommen! Ich habe in über 10 Jahren meiner Selbständigkeit immer dieser Strategie vertraut: Ich lasse mich von meiner Zielgruppe finden! Und es hat sehr gut funktioniert! Ich glaube, dass auch für viele andere Selbständige und Frelancer im kreativen Bereich gilt: Die beste Akquise ist unser eigenes Netzwerk. Damit das jedoch klappt, musst du einige Grundlagen legen. Hier findest du meine 5 besten Akquise-Strategien für Selbständige und Freelancer aus der Kreativ-Branche.

1. Die einfachste Akquise für Selbständige: Frühere Kollegen

Vor meiner Selbständigkeit war ich angestellt. Dort habe ich also schon zahlreiche Kontakte oder gar Freundschaften knüpfen können. Diese Freunde wechseln alle paar Jahre die Agenturen und bei Bedarf erinnern sie sich an mich. So bewege ich mich, langsam aber sicher, durch die Agenturen Stuttgarts. Berufliche Freundschaften zu hegen und zu pflegen, kann sich also auch auf dem Konto bemerkbar machen.

Mein Tipp: Gratuliere deinen ehemaligen Kollegen jedes Jahr zum Geburtstag oder lade sie auf einen Kaffee ein. So bleibst du auf sympathische Art im Gedächtnis! :-) Warst du früher mal angestellt? Wissen alle deine früheren Kollegen von damals, dass du heute selbständig bist? Wenn nein, dann ist das die ideale Gelegenheit, um den Kontakt zu suchen und sie auf einen Kaffee einzuladen :-)

2. Nutze andere Selbständige in deinem Umfeld für deine Akquise

Noch bessere Empfehlungsmotoren als Kollegen von früher, die immer noch angestellt sind, sind andere Selbständige. Manchmal passiert es, dass sich ein ehemaliger Kollege selbständig machen will. Ich bin dann gerne zur Stelle und helfe z.B. mit meinem alten Businessplan von damals aus (über den wir uns dann herzhaft totlachen) oder mit Ratschlägen, Tipps, kostenlosen Texten für die eigene Homepage und dem Vermitteln von einem guten Steuerberater und ersten Aufträgen. Und wenn ich eine Anfrage erhalte, die ich selbst nicht bewältigen kann (z.B. irgendwas mit Video, High-End-SEO, Grafik-Design etc.), dann versuche ich erst mal, jemanden in meinem Netzwerk zu finden, bevor ich ablehne. Denn so stärke ich mein Netzwerk und das Projekt, das ich weitervermittle, bleibt dann noch gewissermaßen in meiner Sphäre. Manchmal, je nach Auftragslage, bin ich regelrecht eine kleine Personalvermittlung. Aber auch das lohnt sich, denn ich weiß: Je erfolgreicher mein Netzwerk, umso erfolgreicher bin ich selbst.

Andersherum funktioniert das auch super: Die meisten meiner Anfragen habe ich über andere Selbständige bekommen. Texter:innen, die ausgebucht sind oder z. B. meine Freelance-Freundinnen, die ihre Babypause planen, haben mich oft angefragt, ob ich nicht eines ihrer Projekte übernehmen könnte.

Mein Tipp: Stärke und erweitere dein Netzwerk, indem du dich regelmäßig mit anderen Selbständigen trifft bzw. dich austauschst. Recherchiere die Netzwerke in deiner Umgebung. Schau doch mal auf Meetup, wann das nächste Netzwerk-Event in deiner Stadt ist. Gehe auf BarCamps und vernetze dich mit den Leuten. Werde Mitglied von für dich relevanten Facebook-Gruppen: In der Facebook-Gruppe der österreichischen Texterin Lilli Koisser (hier geht’s zu ihrer FB-Gruppe) gibt es immer wieder Aufrufe für lokale Treffen. Genau so in der FB-Gruppe der Mompreneurs (früher gab es regelmäßige Mompreneurs-Treffen in Großstädten. Ich weiß nicht, wie das aktuell ist). Und Abonniere die Newsletter von Selbständigen, die mit ihrem Business schon weiter sind, als du! So erfährst du schnell von Terminen und lernst ganz nebenbei eine Menge über E-Mail-Marketing :-) 

3. Nutze auch dein diffuses Netzwerk und deine „Weak Ties“ für deine Akquise

Manchmal sind es Leute, die mit Marketing überhaupt nichts am Hut haben oder die sogenannten „Weak Ties„, also schwache Verbindungen, über die ein Job seinen Weg zu mir findet. Mal sind es meine Brüder, die mich irgendwo empfehlen oder Freunde von früher, die ich schon ewig nicht mehr gesehen habe. Vielleicht empfehlen mich Bekanntschaften aus dem Webdunstkreis in Stuttgart. Oder meine Mutter oder die Nachbarn. Wir sind umgeben von „Weak Ties“, die potentielle Multiplikatoren sind! Es schadet also nicht, wenn alle Leute in meiner Familie, meinem Freundes- und Bekanntenkreis wissen, was ich mache. Denn all diese Leute haben wiederum viele neue Kontakte usw. Also, raus in die Welt und raus aus der eigenen Werbe-Bubble!

Früher dachten viele in meinem Umfeld, ich mache immer noch etwas mit Grafik-Design. Das war nämlich meine erste Ausbildung nach dem Abitur, die ich dann aber sehr schnell geschmissen habe, um eine neue Richtung als Texterin einzuschlagen. So habe ich selbst Jahre nach meiner abgebrochenen Design-Ausbildung noch Anfragen bekommen, ob ich nicht ein Logo designen könnte. Seit ich allerdings blogge, passiert mir das nicht mehr. Durch meinem Blog positioniere ich mich sehr klar mit meinem aktuellen Thema, sodass es da keine Missverständnisse gibt.

Mein Tipp: Du hast eine Webseite, aber noch keinen Blog? Dann starte genau jetzt mit dem Bloggen! Mit deinem Blog wirst du sehr sichtbar in deinem diffusen Netzwerk. Wichtig ist aber, dass du nicht nur über deine Expertenthemen bloggst, sondern auch persönliche Blogartikel einstreust, wie z. B. deinen Monatsrückblick (hier findest du die Anleitung). Denn es sind genau diese persönlichen Blogartikel, die in deinem diffusen Netzwerk die meiste Beachtung finden!

4. Finde potenzielle Kunden auf Social Media und in digitalen Netzwerken

Das Internet bietet uns Selbständigen viele Möglichkeiten, unsere Arbeiten zu präsentieren – und zwar vollkommen kostenlos! Hier sind die wichtigsten Social-Media- bzw. Business-Plattformen für dich als Selbständige:

Social Media:

  • Dein persönliches Facebook-Profil und deine Facebook-Business-Seite
  • Instagram
  • Twitter
  • TikTok

Viele Kreative nutzen Instagram und zeigen dort ihre Arbeiten. Es gibt jedoch: Auf Social Media präsent zu sein, erfordert viel Zeit und geistige Bandbreite. Wenn du hier nicht regelmäßig postest und präsent bist, bist du schnell weg vom Fenster. Die meisten Freelancer, die ich kenne, haben über Instagram (bzw. Facebook) noch keine Kunden gewonnen. Denn die meisten Menschen nutzen Instagram zur Ablenkung und um Spaß zu haben – und nicht, um einen Designer/Texter für ihr Projekt zu finden. Als persönliches Fun-Projekt mag Instagram für Kreative super sein, aber für deine Akquise empfehle ich dir die nächsten beiden Plattformen:

Business-Netzwerke:

Ohne ein gepflegtes Xing-Profil geht nichts (gut zu wissen: Dieser Blogartikel ist aus 2013. Da war Xing noch wichtiger als heute. Heute ist LinkedIn der Platzhirsch unter den Business-Netzwerken). Bei LinkedIn und Xing solltest du unbedingt ein Profil haben! Denn diese Profile arbeiten „passiv“ für dich: Du musst diese Profile nur einmal erstellen und wirst dann laufend darüber gefunden. Wichtig: Denk daran, deine Profile mindestens einmal im Jahr zu aktualisieren! Sowohl bei LinkedIn als auch bei Xing reicht vorerst die kostenlose Mitgliedschaft.

Portale für Freelancer bzw. Selbständige:

  • Freelancer.de
  • Das Auge (schon ein bisschen in die Jahre gekommen, funktioniert aber immer noch super, um gefunden zu werden!)
  • Gulp (eher technisch orientiert)
  • Scribers Hub für Texter:innen
  • Malt
  • Behance
  • Designerdock (die vermitteln v. a. Festanstellungen, sind aber auch für gute Freelancer offen)
  • Fiverr (keine Ahnung, ob sich das finanziell lohnt, die Preise sind teilweise abstrus niedrig. Kann aber vielleicht ein spannendes Experiment sein, hier einfach mal ein Profil anzulegen und zu schauen, was für Anfragen kommen)

Ich empfehle dir, bei allen für dich relevanten Business-Portalen ein Profil zu erstellen und es mit guten Arbeitsbeispielen zu füllen. Achte darauf, dass du deine Profile einmal im Jahr überarbeitest und ggf. neue Arbeitsbeispiele hinzufügst. Auch, wenn der Anfangsaufwand, ein Profil mit Arbeitsproben zu erstellen, manchmal recht hoch erscheinen mag (um mein Profil auf Free-Lancer.eu (nicht mehr online, die Plattform gibt es wohl nicht mehr) zu erstellen, habe ich fast einen ganzen Tag gebraucht) – es lohnt sich! Wenn du dann noch über deine Selbständigkeit z. B. auf Facebook postet, twitterst oder bloggst, erhöhst du deine Sichtbarkeit vor allem in deinem diffusen Netzwerk enorm. Und hiermit wären wir auch schon bei der nächsten Akquise-Strategie für Selbständige:

5. Deine Webseite und, klar, SEO

Deine Webseite ist die vielleicht wichtigste Akquise-Strategie, überhaupt! Und zwar aus diesen beiden Gründen:

  1. Mit deiner Webseite wirst du in Suchmaschinen auffindbar. Es gab Zeiten, da habe ich für „Texter Stuttgart“ sehr hoch gerankt, da gab es quasi keinen Weg an mir vorbei. Das geht nur, wenn du eine Webseite hast und regelmäßig guten Content erstellst! Was kompliziert klingt, geht einfacher, als viele denken :-)
  2. Wenn dich jemand empfiehlt, schaut sich der potentielle Neukunde meistens erst mal im Internet nach dir um. Wenn du mit einer Google-Suche nach deinem Namen nicht mit einer eigenen Webseite auffindbar bist, wirkt das unprofessionell. Das Ergebnis: Der potenzielle Neukunde verliert mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Lust, dich zu kontaktieren. Daher: Mache es mit einer tollen Webseite den Leuten in deinem Umfeld leicht, dich zu empfehlen! Positiver Nebeneffekt: Eine tolle Webseite mit einem schönen Portfolio erhöht die Wahrscheinlichkeit enorm, dass dich potentiellen Neukunden kontaktieren!

Die meisten Leute, die ein Problem haben oder die etwas suchen, googlen zuerst. Wer da nicht gefunden wird, hat ein Problem! Viele frischgebackene Selbständige zerbrechen sich den Kopf über ihr Logo oder ihre Branding-Farben. Vielleicht geht dir das jetzt auch so: Das perfekt Logo zu finden, fühlt sich jetzt zu Beginn deiner Selbständigkeit total wichtig für dich an. Aber: Dein Logo, deine Farben und Schriften sind reine Nebenkriegsschauplätze, die dich von den wirklich wichtigen Dingen abhalten.

Mein Tipp: Bevor du dir über die Gestaltung von Visitenkarten Gedanken machst, lege dir erst mal eine Homepage zu und fange an, zu bloggen. Solange du keine Texte auf deiner Webseite hast, kannst du auch nicht mit Suchmaschinen gefunden werden. Dabei sind es gerade deine Homepage und dein Blog, die dir die allermeisten Kunden bringen! Deshalb solltest du dich auch als Erstes darauf fokussieren! Zudem: Wenn du einen Grundstock an Texten und Content auf deiner Webseite hast, kannst du dich auch besser um die Gestaltung kümmern. Denn meist scheitert das Webseitendesign an fehlen Texten. Oft stockt dann das Projekt Webseite – manchmal über Monate hinweg!

Deine Next Steps als Selbständige:r

Du stehst noch ganz am Anfang deiner Selbständigkeit und fragst dich: „Wie und wo anfangen mit dem Projekt Webseite/Blog?“ Hier findest du meine 5 wichtigsten Tipps, wenn du gerade mit deiner Webseite bzw. deinem Blog loslegst und wenn du dich z. B. fragst, wie deine Webseite heißen soll. In diesem Blogartikel erkläre ich, wann du welchen Content auf deiner Webseite brauchst und mit welchen Texten du anfangen solltest. Und hier habe ich alle meine Tools (Hard- und Software) aufgelistet, die ich in meinem Online-Business nutze.

Du hast schon eine repräsentative Webseite mit einem tollen Portfolio – aber noch keinen Blog? Erst dein Blog macht dich so richtig sichtbar und pusht dich bei Google & Co. nach vorne. Mein Tipp: Blogge einen Blogartikel pro Woche. Und zwar abwechselnd einen Mix aus Expertenartikeln und persönlichen Blogartikeln. Du weißt nicht, was du als Selbständige und Freelancer bloggen kannst? Hier findest du meine 10 besten Themenvorschläge :-)

Und fertig ist die Akquise-Strategie für Selbständige! Mit diesen 5 Strategien läuft dein digitaler Akquisemotor schnell an. Damit meine ich: in 3 bis 12 Monaten ab Start deines Blogs. Und ist dein Akquisemotor erst mal angelaufen, kommt auch kontinuierlich Nachschub. Ich spreche aus Erfahrung :-)