Jeder mit einem Onlinebusiness will DAS Freebie entwickeln, das wie im Handumdrehen ein Problem der Wunschkunden löst. Das weiterempfohlen wird und für das sich die Leute in Scharen anmelden. Das die eigene Emailliste mit zahlreichen hochwertigen Kontakten füllt, die vielleicht eines Tages von Interessenten zu Käufern werden. Das perfekte Freebie, eben.
Nach einer langen Reise (bildlich gesprochen) dachte ich: ich habe es gefunden. Es hieß „How to Claim – von null auf Claim in 5 Schritten„. Ein PDF mit 15 Seiten, zum Lesen, Recherchieren, Ideenwälzen und Selbstausfüllen. Es basierte auf meinem Claim-Crash-Kurs, der das erste Modul in meinem Text-Erfolgs-Kurs ist. Denn der Claim ist die Grundlage von allem, von all unseren Texten und unserem Marketing. Und im Claim-Crash-Kurs haben wir auch tatsächlich sehr viele und sehr gute Claims entwickelt. Auch das Freebie hat gut funktioniert: die Leute haben dafür ihre Emailadresse hinterlassen, sie haben mir geschrieben, wie gut sie das Freebie fanden und haben sich bei mir bedankt, dass sie nun endlich nach x Jahren einen Claim für ihr Business entwickelt haben.
Und ich so: ok, super, ich freue mich!
Bis ich dann einige dieser Claims gesehen habe.
Eines der Gespräche, die ich mit jemandem über ihren so entwickelten Claim geführt habe, verlief ungefähr so:
Ich: hey cool, wie lautet denn dein Claim?
Sie: ________________ (nennt Claim)
Ich: ne, ich meine nicht die Dreier-Kombo, sondern deinen Claim.
Sie: das ist mein Claim.
Stille.
Zur Erklärung: die Dreier-Kombo ist ein Zusatz, den ich empfehle, damit die Leser bzw. potentiellen Kunden sofort wissen, um was es auf der Webseite geht. Meine Dreier-Kombo lautet zur Zeit: Werbetext, Kurse & Storytelling. Die Dreier-Kombo ist aus SEO-Gründen wichtig und sie befreit den Claim von der Bürde, alles erklären zu müssen.
Ich habe mehrfach gesehen, dass nur anhand des Freebies manchmal Claims entstanden sind, die in der engeren Definition keine Claims sind. Diese „Claims“ hatten einige Gemeinsamkeiten:

  • sie waren viel zu lang
  • sie waren erklärend/beschreibend
  • sie transportierten keine (positive) Emotion
  • sie enthielten komplizierte Worte
  • sie holperten beim Aussprechen

Daraus habe ich gefolgert: ein PDF ist womöglich ein guter Start, aber es reicht nicht. Die Claim-Entwicklung sollte, gerade bei unerfahrenen Leuten, begleitet sein. Denn eine Claim-Entwicklung ist einfach auch Erfahrungssache. Im Claim-Crash-Kurs haben wir oft mehrere Schleifen gedreht, bis ein Claim richtig rund war. Ein guter Claim ist fast immer Teamarbeit, ein Ideen-Pingpong. Es ist wichtig bei der Claim-Entwicklung (und bei jeder Ideen-Entwicklung), dass man die ersten Ideen, die einem kommen, beiseite schiebt. Denn diese ersten Ideen können gut sein – in den meisten Fällen sind sie aber erfahrungsgemäß generisch. Es sind eben die ersten Ideen, auf die alle kommen. Deshalb sind diese Ideen schon besetzt und diese Claims existieren wahrscheinlich schon (just google it). Dann heißt es: tiefer graben, die eigene Besonderheit herausarbeiten und die Positionierung schärfen. Das ist natürlich nicht so einfach und es bedeutet Arbeit. Aber dafür gibt es ja zum Glück den Sympatexter ;-)
Da der Claim die Positionierung ausdrückt und die Grundlage des eigenen Marketings ist, ist er einfach viel zu wichtig, als dass ich da halbgare Vorschläge akzeptieren könnte. Ich sage zwar immer: ein mittelguter Claim ist besser als gar keiner. Aber das gilt nur, wenn die Claim-Entwicklung als Prozess gesehen wird und nicht beim mittelguten Claim beendet ist. Deshalb habe ich mein Freebie zur Claim-Entwicklung vorerst offline genommen. Ich überlege noch, ob ich die Anleitung überarbeite (vielleicht helfen mehr Beispiele?), nur noch als Kursmodul anbiete, um sicherzustellen, dass die Claims in die Diskussion gehen oder dass ich „How to Claim“ nur noch den Leuten in meiner Facebook-Gruppe zur Verfügung stelle. Weil Claim-Entwicklung ohne Austausch einfach nicht geht.